Wednesday, August 6, 2014

Political correctness und mein persönlicher Sprachgebrauch

Dieser Post wird wahrscheinlich sowohl bei einigen Feministen, als auch Antifeministen anecken. Das nehm ich in Kauf, und erklär euch trotzdem mal meine Sichtweise zu political correctness und meinen Sprachgebrauch.




Wikipedia:
„In der ursprünglichen Bedeutung bezeichnet der englische Begriff politically correct die Zustimmung zur Idee, dass Ausdrücke und Handlungen vermieden werden sollten, die Gruppen von Menschen kränken oder beleidigen können (etwa bezogen auf Geschlecht oder Rasse)“
[…]
„Auch im Deutschen kann politische Korrektheit einen Sprachgebrauch beschreiben, der durch eine besondere Sensibilisierung gegenüber Minderheiten gekennzeichnet ist und sich der Anti-Diskriminierung verpflichtet fühlt.“


Ich finde gegenseitigen Respekt, welcher beeinhaltet andere Menschen nicht (mutwillig) zu verletzen wichtig. Zusätzlich bin ich gegen jede Form der Diskriminierung. Daher find ich das Konzept der political correctness prinzipiell auch erstmal richtig. Es kann nie schaden, ein Bewusstsein für die Bedürfnisse von Minderheiten, und für anti-disrkiminierendes Verhalten zu schaffen.


Allerdings gehöre ich auch nicht zu denjenigen, die sich ganz extrem überall für eine politisch korrekte Sprache einsetzen. Klar, dass man manche offensichtlich beleidigende Begriffe, wie z.B. „Neger“ aus dem eingenen Sprachgebrauch eliminiert, sollte sich eigentlich von selbst verstehen.
Von diesen ganz klaren Beleidigungen mal abgesehen, stehe ich dazu, dass ich vielleicht nicht immer nur Bezeichnungen benutze, die alle eingeschränkt als die politisch korrekteste Variante wahrnehmen würden. Ich habe für mich festgestellt, dass ich mich beim Reden oder Schreiben leichter auf die mir wichtigen Inhalte konzentrieren kann, wenn ich nicht ständig darüber nachdenken muss ob die von mir benutzten Begrifflichkeiten von irgendjemand falsch verstanden werden könnten. Ich verstehe, wieso manche Menschen (insbesondere im Rahmen politischer Bewegung wie Feminismus und/oder Anti-Rassismus-Bewegung) einen politisch korrekten Sprachgebrauch als wichtig empfinden. Ich kann es schon nachvollziehen, wenn man gewisse Herrschaftsstrukturen auch im Sprachgebrauch befürchtet. Ich finde so Aktionen, wie die Einführung des generischen Femininums an bestimmten Universitäten, durchaus interessant.
Ich für mich persönlich habe allerdings festgestellt, dass Sprache nicht der Schwerpunkt meiner feministischen und anti-rassistischen Interessen ist. Mir ist es wichtiger, meinen Fokus komplett auf die mir wichtigen Inhalte (also z.B. sexuelle Gewalt) zu richten, als mir übermäßig Gedanken über Begrifflichkeiten zu machen. So werdet ihr beim Lesen meines Blogs auch feststellen, dass ich durchaus auch mal den generischen Maskulinum benutze. Auf der anderen Seite verwende ich auch schon mal das generische Femininum (z.B. wenn ich von Betroffenen von sexueller Gewalt spreche). Sowohl bei der Benutzung des generischen Maskulinums, als auch beim generischen Feminimum meine ich immer sowohl Frauen, Männer auch als trans*. Es ist für mich einfach leichter zu Formulieren, wenn ich dabei nicht gendern muss.
Weitere Beispiele sind die Begriffe „Kindesmissbrauch“, „schwarz“ (als Beschreibung von Hautfarbe) oder „sexuelle vs. sexualisierte Gewalt“. Ich verstehe wieso Menschen mit dem Begriff „Kindesmissbrauch“ ein Problem haben, da er indirekt impliziert man könne Kinder „gebrauchen“. Dennoch ist das Wort im deutschen Sprachgebrauch mittlerweile so etabliert, dass jeder weiß, was ich meine, wenn ich von „Kindesmissbrauch“ spreche.


Ich finde es dennoch wichtig respektvoll miteinander umzugehen, und auch beim Sprachgebrauch auf die Stimmen der Betroffenen zu hören. Mir hat z.B. mal ein gehörloser Mann gesagt, dass er den Begriff „taub“ als diskriminierend empfindet und daher lieber als „gehörlos“ bezeichnet werden möchte. Ab da habe ich, wenn es um ihn ging oder wenn ich mit ihm gesprochen habe, nur noch den Begriff „gehörlos“ verwendet. Sicherlich gibt es auch innerhalb von Betroffenengruppen oder bestimmten Minderheiten verschiedene Meinungen zu präferierten Begriffen. Daher werde ich z.B. das Wort „taub“ auch nicht komplett aus meinem Sprachgebrauch streichen, sondern versuchen darauf zu achten, was mein Gegenüber gerne möchte.
Der eine möchte lieber als „Afroamerikaner“, der andere lieber als „schwarz“ bezeichnet werden. Ich verwende in der Regel das Wort „schwarz“, sollte mir allerdings ein schwarzer Mensch sagen, dass er ein anderes Wort präferiert, würde ich „schwarz“ im Umgang mit ihm auch durch das jeweils andere Wort ersetzen.


Wichtig ist Respekt, Empathie und Wohlwollen meinen Mitmenschen gegenüber. Wichtig ist zuhören und auf die Bedürfnisse von Betroffenen soweit wie möglich eingehen. Das Konzept „politische Korrektheit“ hat durchaus seine Berechtigung und Wichtigkeit.
Dennoch werdet ihr bei mir, mehr Fokus auf Inhalte, und weniger auf Begrifflichkeiten finden.




P.S. Auch auf Gramatik und Rechtschreibung lege ich nur bedingt wert. Ich gebe zu, ich bin einfach zu faul mir meine Texte nach dem Schreiben nochmal durchzulesen. Wer allerdings grobe Fehler findet, darf mir das gerne sagen und ich korrigiere das dann.

2 comments:

  1. "Ich verstehe wieso Menschen mit dem Begriff „Kindesmissbrauch“ ein Problem haben, da er indirekt impliziert man könne Kinder „gebrauchen“. Dennoch ist das Wort im deutschen Sprachgebrauch mittlerweile so etabliert, dass jeder weiß, was ich meine, wenn ich von „Kindesmissbrauch“ spreche."

    Durch die Verwendung dieser Begrifflichkeit förderst du meiner Meinung nach die Verharmlosung von Gewaltverbrechen. Nenne doch einfach die betreffenden Straftaten beim Namen: sexuelle Nötigung und Vergewaltigung. Es ist ein Unding, dass im deutschen Strafgesetzbuch die gleichen Verbrechen, je nachdem ob sie an Kindern oder Erwachsenen verübt werden, unterschiedlich benannt werden. Einbruch ist Einbruch, aber Vergewaltigung nicht Vergewaltigung. Da stimmt was nicht. Ich denke, diese verharmlosende, verschleiernde Sprache erleichtert es Menschen weg zuschauen. Missbrauch ist (klingt) ja nicht so schlimm. Genauso war im Fall des Vorwurfs der sexuellen Nötigung und versuchten Vergewaltigung im Falle Domnique Strauss-Kahn meist von einem Sex"skandal" die Rede. Strauss-Kahn war aber angeklagt wegen Gewaltverbrechen angeklagt. Sprache formt das Denken. ein Beispiel aus einem anderen Bereich: Menschen, die Steuern hinterziehen, werden oftmals als Steuer"sünder" bezeichnet, während Menschen, die Sozialleistungen zu unrecht beziehen, meist Sozial"betrüger" genannt werden. Wer also Steuern, selbst in Millionenhöhe, hinterzieht ist nur ein_e "Sünder_in", während, wer sich ein paar Euro zu Hartz IV dazuverdient ein_e "Betrüger_in" ist. Egal wie groß der jeweilige Schaden für die Gemeinschaft ist. Da verschieben sich die Relationen.

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  2. Hallo Eine von Vielen,

    ich verstehe deinen Einwand. Ich weiß nicht, ob du mir bei Facebook folgst bzw ob du überhaupt Facebook hast. Dort habe ich neulich etwas dazu geschrieben, dass sich meine Ansichten gerade auch was dieses Wort betreffen, geändert haben. Ich werde schauen, dass ich auch diesen Blogpost noch ändern werde, momentan fehlt mir aber sowohl zeitlich als auhc persönlich die Ressource. Werde das aber noch tun.
    Hier ist der Facebookstatus den ich meine: https://www.facebook.com/femipression/posts/291681871033060. Für alle, die kein Facebook haben, kopiere ich das was ich dort geschrieben habe nochmal hier rein:

    "Meine Ansichten, über die ich auf Femipression schreibe sind nicht in Stein gemeißelt. Es gibt ein paar Grundfragen, die konstant bleiben werden wie z.B. meine Einstellung zu Diskriminierung, rape culture und victim-blaming. Aber bei anderen Dingen erlaube ich mir Entwicklung und Änderung sowohl meiner Person als auch einher gehend meiner Ansichten. Ich lerne jeden Tag dazu, mache jeden Tag neue Erfahrungen, erlange neue Informationen - das Leben ist nicht statitisch und dementsprechend dieser Blog auch nicht.

    Ich überlege z.B. momentan, dass ich doch versuchen möchte das Wort "Kindesmissbrauch" zu umgehen. Weniger aufgrund eigener Ansichten zu Begrifflichkeiten, sondern weil ich versuchen möchte auch in diesem Punkt mich mehr nach den Wünschen und Bedürfnissen von Betroffenen zu richten.
    Mir fehlen allerdings ein bisschen die Synonyme, vielleicht wisst ihr noch mehr? Klar manchmal kann man von "sexueller Gewalt gegen Kinder" sprechen, aber nicht immer passt diese Beschreibung in die Grammatik und den Kontext eines Satzes. "Vergewaltigung" passt auch nicht immer, da es nicht bei jedem Übergriff dazu kommt. Und dann gibt es noch den Begriff "sexuelle Nötigung" mit dem ich sowohl bei erwachsenen als auch minderjährigen Betroffenen ein Problem habe - er hört sich so furchtbar juristisch und hochgestochen an. Gibt es irgendein Synonym für diesen Begriff? "Belästigung" ist zu schwach, und "(versuchte) Vergewaltigung" ist auch nicht immer passend. Im Englischen gibt es viel mehr Begriff: Sexual Assault, Molestation, Sexual abuse usw.
    Was auch fehlt, ist ein Begriff (außer "Missbrauch") der speziell sexuelle Gewalt gegen Kinder beschreibt, da bei diesen Fällen velleicht nochmal andere zusätzliche Aspekte hinzu kommen, als bei sexueller Gewalt gegen Erwachsene. Und manchmal meint man ja auch nur speziell die gegen Kinder gerichtete Gewalt.
    Also, kennt ihr Wörter die mir gerade nicht einfallen? Welche Begriffe benutzt ihr, um a) "sexuelle Nötigung" und b) "Kindesmissbrauch" zu beschreiben/bezeichnen?"


    Danke für deine Rückmeldung und es tut mir Leid, dass ich so lange mit der Antwort gebraucht habe.


    P.S. Worte wie "Sexskandal" fand ich in dem Zusammenhang auch schon immer absolut furchtbar und unaktzeptabel. Hier wird ja noch nicht mal angedeutet, dass ein Verbrechen stattgefunden hat. Denn bei jemanden, der z.B. fremdgeht oder ein von der gesellschaftlichen "Norm" abweichendes einvernehmliches Sexualleben hat, wird ja auch von einem "Sexskandal" gesprochen.

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