Wednesday, October 22, 2014

Raus schreien

Ich will es raus schreien. Ich will raus schreien, was mir passiert, was ich erlebt habe. Ich will raus schreien, dass ich sexuelle Gewalt erlebt habe. Ich will auch die Erlebnisse raus schreien, die ich mich sogar hier noch nicht traue zu erzählen. Ich will raus schreien, dass ich gelitten habe. Ich will raus schreien, dass ich Depressionen habe. Ich will raus schreien, dass ich sterben wollte. Ich will raus schreien, dass ich mich verletzt habe weil andere mich verletzt haben. Ich will raus schreien, was Teil von mir ist, aber mich nicht ausmacht. Ich will raus schreien, was nicht ok ist. Ich will raus schreien um Dinge zu benennen. Ich will raus schreien, weil ich es nicht geheim halten sollen müsste. Ich will raus schreien, weil die Schreie nicht nur in mir statt finden sollten. Ich will raus schreien, weil ich nicht stumm sein will. Ich will raus schreien um Dinge zu bennen. Ich will raus schreien, weil ich kein Rassimus, kein Sexismus, und keine Gewalt mehr erleben will. Ich will raus schreien, weil auch sonst niemand es erleben sollte. Ich will raus schreien, weil schweigen an mir zerrt. Ich will raus schreien, ohne als Antwort „Ja, aber“ zu hören. Ich will raus schreien, ohne als Antwort „was hast du gemacht?“ zu hören. Ich will raus schreien, ohne die Schuld für Dinge zu bekommen die mir angetan wurden. Ich will raus schreien, ohne dass meine Erlebnisse und Empfindungen in Frage gestellt werden. Ich will raus schreien, weil ich gehört werden will. Ich will raus schreien, weil schweigen zermürbt.
Ich will unter meinem eigenen Namen raus schreien können. Ich will laut raus schreien. Ich will, dass ihr aufhört euch die Ohren zu zu halten. Ich will schreien.

Thursday, October 9, 2014

Funny feminist videos

Since I just saw a very funny second video, I'm gonna extent this post to generally funny feminist videos. I'm gonna regularly update this post, whenever I find something (always happy for suggestions), so keep track of this post.

Da ich gerade ein lustiges zweites Videos gefunden habe, gestalte ich diesen Post zu einer generellen Sammlung lustiger Videos. Ich werde diesen Post immer wieder aktualisiere, wenn ich was finde (bin auch froh über Vorschläge, falls ihr was passendes findet), daher behaltet diesen Post ein bisschen im Auge.




This is only a short, but very funny and yet-to-the-point video, in which Comedian Aziz Ansari explains what feminism is.

Das hier ist nur ein kurzes Video, in dem der amerikanisch-indische Comedian Aziz Ansari lustig, aber trotzdem sehr treffend erklärt, was Feminismus ist.


 







The brilliant Ellen De Generes about a "pen for women"

Die geniale Ellen De Generes  über einen "Stift für Frauen"




Wednesday, September 10, 2014

Wie es ist, wenn man sterben will

Heute, 10.09., ist Weltsuizidtag. Ich hab bereits Posts zu folgenden Themen geschrieben: wie sich Depressionen anfühlen (http://femipression.blogspot.de/2014/07/depression.html), was man bei Suizidgedanken tun kann (http://femipression.blogspot.de/2014/08/was-kann-ich-tun-bei-suizidgedanken.html), Tipps für den Umgang mit Depressiven/Suizidalen (http://femipression.blogspot.de/2014/08/dos-and-donts-im-umgang-mit.html), und wie freiwillig ist eigentlich dieser „Freitod“ (http://femipression.blogspot.de/2014/08/ist-der-freitod-wirklich-so-frei.html).
Die Frage, wie es eigentlich ist suzidal zu sein, habe ich wenn dann bisher nur indirekt in vorigen Posts erwähnt.


Wer aufmerksam meinen Blog liest, weiß also mittlerweile, dass ich Depressionen habe, und wer ganz aufmerksam liest, wird vielleicht auch schon gelesen haben, dass ich auch schon so meine Erfahrung mit Suizidaität habe. Aber keine Sorge, von den Depressionen her geht es mir besser, und suizidal bin ich auch nicht mehr. Dennoch möchte ich euch einen kleinen Einblick, in die dunkelste Zeit meines Lebens geben, zum Einen als Zeichen für Andere: Ihr seid nicht allein. Zum Anderen, als eine Art Einblick für diejenigen, die nicht nachvollziehen können, wie es ist suizidal zu sein. Oft wird nach einem Suizid (sei es im persönlichen Umfeld oder bei einem Prominenten) nach dem „warum“ gefragt, und Menschen die so Gedanken selbst nie erlebt haben fragen sich, was einen Menschen dazu bringen kann, sich das Leben zu nehmen. Vielleicht hilft dieser Text, es ein bisschen besser zu verstehen.




Bereits mit 12 Jahren wünschte ich mir zum ersten Mal zu sterben. Ich war die ganze Zeit unglücklich, ich hatte Probleme in der Schule, familiär liefs auch nur so mäßig, Pubertät war ein Arschloch und vermutlich hatte ich auch zu der Zeit schon meine erste depressive Episode. Jahre später fand ich alte Tagebücher, die Seiten waren voll mit dem Satz „ich will sterben“. Ich dachte damals, es würde nie wieder besser werden, der Moment, die Traurigkeit, der Frust, alles fühlte sich wie eine nie-endende Ewigkeit an. Konkret umgesetzt hätte ich die Gedanken damals allerdings noch nicht, so stark waren sie dann doch nicht. Es war mehr ein theoretischer Wunsch, der ab und an in meinen Kopf kam.
Es wurde besser, und die Gedanken ans Sterben ließen mich viele Jahre in Ruhe.


Ca. 10 Jahre später (mit zwischenduch noch einer kleineren suizid-freien Episode), schlug die Depression wieder in voller Härte zu. Wesentlich härter, als je zuvor und auch mit neuen Symptomen, sodass ich sie erst gar nicht erkannte. Ich konnte nicht mehr aus dem Haus raus, lag den ganzen Tag nur im Bett, duschen/essen/trinken/spülen wurden zur extremen Herausforderung, emotional fing ich bei komplett Gefühlstot an und endete irgendwann in einer Hölle von emotionalen Qualen.
Irgendwannn fing ich eine ambulante Therapie an, probierte sämtliche Medikamente durch, und begab mich in stationäre Behandlung.


Kurz vor Beginn des ersten Klinikaufenthalt, fingen die Suizidgedanken an. Sie sollten mich noch ganze zwei Jahre begleiten. Mal waren sie stärker, mal waren sie schwächer. Es gab Tage an denen dachte ich überhaupt nicht darüber nach, und dann gab es Tage an denen konnte ich 24h an nichts anderes denken. Innerhalb dieser zwei Jahre holten mich die Gedanken aber immer wieder ein. Immer wenn ich mal für einen Moment dachte, ich wäre sie jetzt vielleicht los, gings in meinem Kopf wieder los, dieser verführerische Wunsch endlich Ruhe zu haben...Ruhe von allem, Ruhe von anderen Menschen, Ruhe von mir selbst.


Es brauchte oft keinen konkreten Auslöser für die Gedanken. Manchmal waren es Kleinigkeiten, die fatale Gedankenspiralen in Gang brachten, manchmal war es Alkohol (den ich nie regelmäßig getrunken habe, aber wenn ich trank dann zog er meine Stimmung und meine Gedanken sofort runter an einen gefährlichen Punkt), und oft war es einfach nur mein depressiver Allgemeinzustand mit dem ich nicht mehr klar kam.


Auch die Gründe, wieso ich sterben wollte waren nicht immer gleich:
Am Anfang war es oft das Gefühl in diese Welt nicht mehr reinzugehören. Ich fühlte mich so anders, als die Anderen, irgendwie wie eine merkwürdige Aussetzige die ausversehen die falsche Planetenausfahrt genommen hatte. Als würde ich hier nicht reinpassen und als gebe es keinen Platz auf dieser Welt für mich.
An anderen Tagen, wollte ich mich einfach nur nicht mehr schlecht fühlen. Nicht mehr dahin vegitieren, nicht mehr nur exisitieren und nicht leben, nicht mehr diese Gedankenspiralen und nicht mehr diese Emotionen fühlen.
Dann wieder gab es Phasen, wo ich einfach nur eine generelle Unlust aufs Leben hatte. Gerade in meiner letzten suizidalen Phase (war so eine Art „kurzer Rückfall“) ging es mir von den Depressionen her schon wieder ein bisschen besser, ich hatte weniger emotionale-/Stimmungstiefs. Aber ich hatte auch keine Hochs. Wenn man Depressionen hat, gewinnt man nicht nur an negativen Emotionen hinzu, sondern mal verliert auch die Fährigkeit Positive zu empfinden. Ich spürte keine Freunde, kein Spaß mehr, und konnte das Konzept Leben einfach nicht nachvollziehen. Ich hatte einfach keine Lust, ich wollte lieber meine Ruhe.
Ich war oft im wahrsten Sinne des Wortes lebensmüde – ich war des Lebens müde. Atmen, existieren, das alles war anstrengend, ich wollte einfach nur noch aussteigen und schlafen.


Ich befand mich, wie wahrscheinlich alle Suizidale, in einer ständigen Ambivalenz: Auf der einen Seite ist da der Wunsch, der je nachdem auch schon mal sehr stark oder gar überwältigend werden kann, auf der anderen Seite ist der Überlebenstrieb den unbewusst wohl jeder hat. Mein Überlebenstrieb kam hauptsächlich in Form von Gedanken an meine Familie. Ich wollte meine Familie nicht verletzen, ich wollte nicht, dass sie wegen mir traurig sind, ich wollte dass es ihnen gut geht. Oft fühlte ich mich wie gefangen zwischen den Welten: Ich konnte nicht mehr leben, durfte aber auch nicht sterben. Diese hin- und hergerissenheit, dieses Gefühl des gefangen seins, kann sehr quälend sein. Oft hab ich mir gewünscht, ich könnte einfach eine Entscheidung treffen, und hätte nicht diese zwei Seiten in mir.


Meine Suizidgedanken waren nicht immer gleich stark. Mal war es nur ein leichter, theoretischer Wunsch, manchmal war der Wunsch stärler, dann wieder fing ich an stundenlang nach Methoden zu googlen, und manchmal bekam ich Angst vor mir selbst, weil die Gedanken so konkret wurden. Ein Therapeut hat es mal wie eine Waage ausgedrückt: Auf der einen Waagschale liegen die Sachen die für einen Suizid sprechen, der Sterbewunsch usw. und auf der anderen Waagschale liegt der Gedanke an meine Familie. Je nachdem welche Waagschale gerade den Kampf der Ambivalenz dominierte, desto schwächer oder stärker/gefährlicher waren meine Suizidgedanken.


Ich hatte auch schon mal wortwörtlich „Deadlines“, ein bestimmtes Datum das ich festgelegt hatte um mich da umzubringen. Bei solchen „Plänen“ kam immer irgendwas dazwischen, und ich tat es dann doch nicht.
Gefährlicher war für mich der Affekt.


Bei meinem ersten Suizidversuch war ich in einer Klinik. Ich hatte sogar direkt davor noch die diensthabende Schwester um Hilfe gefragt, so ambivalent war ich selbst in dem Moment noch. Sie hatte aber glaub ich nicht ganz erkannt, wie ernst die Situation wirklich schon war. Irgendwann hatte ich keinen Nerv mehr weiter zu warten bis die Beruhigungstabletten endlich wirkten, und so sammelte ich alles was ich noch irgendwo an Medikamenten finden konnte und schmieß es ein.
Ich hatte einfach keine Lust mehr gehabt, ich war ausgelaugt. Zunächst ging es mir in dieser Klinik besser, und ich war auf einem guten Weg, als mich das extreme Tief, der erneute Stimmungseinbruch überraschte und überwältigte. Ich war frustriert, da ich dachte es würde mir langsam besser gehen, und dann gings mir doch wieder schlechter. Ich hatte keine Lust mehr mich so zu fühlen, keine Lust mehr dass es doch immer wieder bergab ging.


Bei meinem zweiten Suizidversuch war es ähnlich (nur dass ich da nicht in einer Klinik, sondern zu Hause war): Ich war kurz vorher von einem Klinikaufenthalt entlassen worden, war noch in tagesklinischer Behandlung, und eigentlich gings mir besser. Eigentlich. Bis dann wieder der Einbruch und das Tief kamen. Auch hier, hatte ich einfach keine Lust mehr, dass es mir immer wieder schlecht ging. Keine Lust mehr aufs Leben, keine Lust mehr auf Tiefs, ich war müde. Auch hier war es eine Affekttat. Ich hatte es nicht geplant, ich hatte sogar Stunden vorher noch jemandem versprochen „keinen Mist“ zu machen.
Ich schluckte eine Überdosis, legte mich aufs Bett und wartete. Doch dann lief auf einmal ein Lied im Hintergrund, das mich an meine Familie erinnerte, und ich rief den Rettungswagen.


In den Momenten in denen ich die Versuche machte, hatte ich den Gedanken an meine Familie kurz weg gedrängt. Aber komplett ausblenden konnte ich sie nie, die Ambivalenz ist selbst dann noch da, wenn man den Versuch bereits gemacht hat. Auch wenn ich nicht in die Köpfe anderer Menschen gucken kann, vermute ich, dass selbst Robert Enke, Robin Williams, und alle anderen die an Suizidversuchen gestorben sind, noch bis zum letzten Moment ein stück weit diese Ambivalenz hat. Die andere Waagschale ist noch da, nur wiegt die Eine irgendwann mehr.


Die Ambivalenz war auch der Grund, wieso es bei „nur“ zwei Versuchen geblieben ist, und wieso ich oft freiwillig in die Psychiatrie gefahren bin. Es gibt einen Punkt, an dem kann man noch umkehren, wenn man ihn wahrnimmt und ernst nimmt. Es ist nicht immer leicht den Punkt zu finden, zu unterscheiden was sind harmlose Wünsche, wo wird’s gefährlich, und wo muss ich sofort handeln. Wenn man den sofort-handeln-Punkt unterschätzt oder übersieht, dann führt das dazu, dass die Gedanken irgendwann so schwer und drängend werden, dass man die Gründen die eigentlich gegen den Suizid sprechen würde (also z.B. Angehörige) relativiert und die Suizidwaagschale immer schwerer wird, bis man sich irgendwann ggf. selbst nicht mehr von einer Handlung abhalten kann.
Es kam mehr als einmal vor, dass ich in die Psychiatrie gefahren bin, und kurz nach der Ankunft dachte „scheiße, wieso bist du jetzt hier her gefahren, wieso hast du es nicht einfach gemacht“. Hätte ich in solchen Momenten mich nicht rechtzeitig in Sicherheit/in die Psychiatrie gebracht, wären es jetzt mehr als zwei Versuche.




Mittlerweile würde ich zwar immer noch nicht sagen, dass ich mich jeden Tag totaal freue am Leben zu sein, aber ich habe auch keine Suizidgedanken mehr. Es ist ok, dass ich lebe und ich werd mal schauen, was ich jetzt daraus machen kann.
Wie ich dahin gekommen bin, wo ich heute bin (auch wenns immer noch nicht das Ziel ist, aber ich komm ihm immer näher), kann ich gar nicht so genau sagen. Medikamente haben bei mir nie so richtig angeschlagen, aber generell würd ich zur Therapie und in den meisten Fällen auch zu Medikamenten raten.


Das Schwerste während es mir so schlecht ging, war die Hoffnungslosigkeit. Sie ist ein typisches Symptom von Depressionen. Man hat die tiefe Überzeugung, dass es nie wieder besser werden kann. Für alle anderen vielleicht ja, aber man selbst wird für immer in diesem tiefen Loch bleiben. Ich habe damals den Leuten nicht geglaubt, die mir sagten, es wird besser. Daher weiß ich auch nicht, ob mir jetzt diejenigen glauben, die das hier lesen und sich gerade noch in so einem Loch befinden, aber ich sags trotzdem: Es wird besser! Glaubt der beschissenen Hoffnungslosifkeit nicht, sucht euch Hilfe, es wird besser!

Wednesday, September 3, 2014

Famous Victim-Blaming Quotes

 TRIGGER WARNING!


Victim-blaming, meaning giving the victim of a crime (especially common in sexual violence cases) the fault for what happened to them, is unfortunately extremely common in the rape-culture, we all live in. I dont know a single survivor, who hasn't been subjected to victim-blaming-comments. Not just that those comments excuse rapists and set up a very wrong image of sexual violence and blame within society. They are also an (often times very successfull) attempt at controlling women, as if they were safe as long as they know their place and behave like a "good girl" (whatever that means). And victim-blaming will hurt most those that have already been so intensly hurt: The survivors of those crimes. Victim-blaming can lead to retraumization, which can lead to severe mental illnesses and consequences including suicide.

I've already posted on this blog's facebook-page a "victim-blaming-bullshit-bingo" with common victim-blaming-statements (including stuff that has been said to me).

With this post I want to collect some victim-blaming-quotes that have been said by famous politicians or celebrities. I have not found so many quotes of Germans, though I'm sure they exists (I just follow more American feminist pages than German ones). If you know more quotes from German celebrities and politicians please let me know and I will add them to the list.
So here you go (again trigger- and bullshit-warning):


1.
Talking about Abortion and pregnancy after rape

“If it’s a legitimate rape, the female body has ways of shutting that whole thing down.”
 - Todd Akin, representative of Missouri


2.
Comparing bad weather to rape

“If it’s inevitable, just relax and enjoy it.”
- Clayton Williams, Texas Republican gubernatorial candidate in 1990


3.
Regarding the Steubenville-victim (a 16-year old girl that got gang-raped while drunk)

“She’s 16, why was she that drunk where she doesn’t remember? It could have been much worse. She’s lucky.”
- Serena Williams


4.
Regarding the case of director Roman Polanski raping an underage girl (and it wasn't just statutory, which is bad enough, it was clearly non-consensual).

"I know it wasn't rape-rape. It was something else but I don't believe it was rape-rape."
 - Whoopy Goldberg


5.
"If a woman has (the right to an abortion), why shouldn’t a man be free to use his superior strength to force himself on a woman?"
- Lawrence Lockman, State representative of Maine


6.
Questioning wether or not it can be rape if the victim is unconscious

"Women who have really been raped REMEMBER!!!"
- Cee Lo Green


7.
Regarding false rape accusationes supposedly becoming a huge thing.

"Das ist das Opfer-Abo, das Frauen haben. Frauen sind immer Opfer, selbst wenn sie Täterinnen wurden. Menschen können aber auch genuin böse sein, auch wenn sie weiblich sind." (Unwort des Jahres 2012: http://de.wikipedia.org/wiki/Opfer-Abo)

"That is the victim-subscription that women have. Women are always victims, even when they became perps. Truth is humans can be extremely evil, even when they are female."

- Jörg Kachelmann


8.
Regarding rape crisis centers and other organizationes, that help and/or support victims of sexual violence. 

"Es gibt eine Opferindustrie, die in dieser kranken Form endlich weg muss."

"There is a victims-industry, that needs to be eliminated in it's sick way."

 - Miriam Kachelmann

(mehr zu den Aussagen der Kachelmanns und zum dazugehörigen Faktencheck: http://ifgbsg.org/faktencheck-fur-kachelmann/ )

Wednesday, August 20, 2014

Sätze auf die meist nichts gutes folgt

Wenn man folgende Sätze hört, folgt danach (manchmal auch schon davor) in den meisten Fällen irgendwas sehr ungutes:


"Ich hab ja nichts gegen Ausländer, aber..."

"Man wird ja wohl noch mal sagen dürfen"

"Natürlich gibt es auch nette Türken/Schwulen/Araber/*insert minority*, aber..."

"Einige meiner besten Freunde sind Ausländer"

"Ich bin kein Rassist/Sexist, aber..."

"In Deutschland gilt man ja schon als Rassist, wenn man..."

*irgendwas mit unkontrollierbaren männlichen Trieben*

*irgendwas mit Gutmenschen*

"Natürlich ist ein Vergewaltigungsopfer nicht selbst schuld, aber..."

"Natürlich darf eine Frau sich so kleiden, wie sie möchte, aber..."

"Darf man jetzt keiner Frau mehr hinterher gucken?"

 *George Clooney und Brüderle in einem Satz*

"Wenn sie nein sagt meint sie ja"

"Wer zu Gast in unser Land kommt..."

*irgendwas mit Leitkultur*

"Endlich mal jemand, der unbequeme Wahrheiten ausspricht."

"Ich stimm dem Sarrazin jetzt auch nicht in allem zu, aber..."




Liste wird mit der Zeit weiter ergänzt.

Tuesday, August 12, 2014

Was kann ich tun bei Suizidgedanken?

Erstmal vorneweg für alle, die gerade nicht Zeit und/oder Nerv haben sich den gesamten Text durchzulesen: Die Telefonseelsorge ist 24 Stunden am Tag erreichbar: 0800/1110111 oder 0800/1110222 (http://www.telefonseelsorge.de/). Im akuten Notfall könnt ihr euch auch 24/7 an die nächste Psychiatrie wenden (keine Sorge: In der Regel wird man nicht automatisch zwangseingewiesen). Ihr könnt euch auch an Krisendienste (http://www.krisen-intervention.de/suizikrs.html) oder an euren behandelnden Fach- oder Hausarzt wenden. Wer Freunde oder Verwandte hat, denen er vertraut und denen er auch zutraut, dass sie mit solch schwierigen Themen klar kommen, kann natürlich auch mit denen sprechen (es kann aber sein, dass Reaktion vom persönlichen Umfeld nicht immer wie gewünscht ausfallen, Fachkräfte können damit oft professioneller umgehen).

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Ihr merkt, dass ihr Suizidgedanken habt? Erstmal: Keine Panik und keine Selbstvorwürfe. Suizidgedanken kommen in ganz vielen verschiedenen Abstufungen. Versucht in euch hinein zu hören, wie eure Gedanken aussehen und wie stark sie sind.

Habt ihr einfach den Wunsch am nächsten morgen nicht mehr aufzuwachen? Dieser Wunsch ist bei Depressionen und anderen psychischen Gedanken ganz normal, es gibt wahrscheinlich keinen Depressiven, der sich das noch nie gewünscht hat. Auch bei nicht-krankhaften größeren Krisen, kann es zu solchen Gedanken kommen. Die meisten Menschen werden sich an irgeneinem Punkt in ihrem Leben mit diesem Wunsch konfrontiert sehen.
Doch auch wenn es „nur“ ein theoretischer Wunsch bleibt, ist es immer ratsam sich näher anzuschauen, was zu diesem Wunsch geführt hat, und darüber zu reden/sich Hilfe zu suchen.

Wird der Wunsch stärker? Überlegt ihr dem Wunsch nachzuhelfen und ihn in aktive Handlungen umzusetzen? Auch hier sollte man wieder schauen, wie konkret und wie stark die Gedanken an eine Umsetzung sind? Denn auch bei konkreteren Suizidgedanken gibt es noch viele verschiedene Abstufungen.

Habt ihr einen konkreten Plan, wie ihr euch umbringen würdet? Habt ihr vielleicht sogar schon die notwendigen Mittel besorgt? Bestimmen die Suizidgedanken einen Großteil eures Denkens? Informiert ihr euch stundenlang über mögliche Suizidmethoden? Fällt es euch schwer, euch von den Gedanken abzulenken? Habt ihr Gründe, die für das Leben oder gegen den Suizid sprechen? Fangt ihr an diese Gründe zu relativieren (wie z.B. „meine Angehörigen werden schon drüber hinweg kommen“)? Traut ihr euch zu die Suizidgedanken auch tatsächlich umzusetzen?

Das sind alles Fragen, die dabei helfen können für sich, oder auch im Gespräch mit Anderen/Pychologen, heraus zu finden, wie stark die eigenen Suizidgedanken sind. Besonders gefährlich wird es, wenn man das Gefühl hat eine Entscheidung (für den Suizid) getroffen zu haben und sich dadurch ereichtert oder befreit fühlt. In dem Fall sollte man sich wirklich schnellst möglich Hilfe suchen oder am Besten direkt in die nächste Psychiatrie fahren.
Aber auch ohne diese „aktive“ Entscheidung, kann die Situation schon kritisch oder gefährlich sein. Die Frage, wann man sofort handeln und zur Psychiatrie fahren sollte, und wann es noch nicht ganz so kritisch ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Bei jedem sind die akuten Gefahrenanzeichen anders. Generell wird in der Psychologie davon ausgegangen, dass konkrete Suizidpläne gefährlicher sind als abstrakte Gedanken, Relativierung der Gründe die gegen den Suizid sprechen sind gefährlich und Suizidgedanken die sich auch ungewollt aufdrängen sind gefährlich. Aber wie gesagt, pauschalisieren lässt sich das nicht, jeder muss für sich lernen auf das eigene Gefühl und eigene Warnzeichen achten.

Egal wie stark eure Suizidgedanken sind, sie sind immer Zeichen eines schwereren grundlegenden Problems. Redet über das Problem, sucht euch Hilfe, und in fast allen Fällen ist auch eine Therapie zu empfehlen. Zuhörer können sein: Psychiater, Therapeuten, Krisendienste, Telefonseelsorge, Hausärzte (auch wenn die in dem Gebiet nicht immer ideal ausgebildet sind), und wenn ihr ihnen den Umgang mit so einem schwierigen Thema zu Mutet auch Freunde und Familie.

Habt ihr das Gefühl eure Suizidgedanken werden akuter und driften in eine gefährliche Richtung? Ihr könnt euch jederzeit – Tag und Nacht – an die nächste Psychiatrie oder psychiatrische Ambulanz wenden. Entweder ihr ruft vorher dort an, oder ihr fahrt direkt dorthin. Falls ihr euch in einem emotionalen Außnahmezustand befindet, ist es besser wenn ihr nicht selber fährt, sondern euch ein Taxi nehmt (ggf öffentliche Verkehrsmittel) oder euch von jemandem fahren lässt. Allein der Umstand, dass ihr Suizidgedanken zu haben, bedeutet nicht, dass ihr auch automatisch zwangsweiße dabehalten werdet. Zunächst wird sich ein Arzt mit euch unterhalten und schauen, wie es euch geht, was das Problem ist, und wie konkret und akut eure Gedanken sind. Dann werden sie überlegen, ob man euch auch schon durch ein Gespräch und/oder beruhigende Medikamente ausreichend helfen kann (es wird euch in der Regel auch niemand dazu zwingen, die Medikamente zu nehmen). Nur wenn der Arzt den begründeten Verdacht hat, dass ihr euch in akuter Lebensgefahr befindet, wird er euch auch gegen euren Willen aufnehmen.
Eine Option ist aber auch immer sich freiwillig aufnehmen zu lassen. Wer freiwillig kommt, kann auch jederzeit freiwillig wieder gehen (außer es besteht die akute Gefahr von Fremd- oder Eigengefährdung). Die meisten Psychiatrien sind nich wie bei „Einer flog übers Kuckucksnest“ (gut ein paar schwarze Schafe gibt es überall). Nicht nur sabbernde, vor sich hin murmelnde, total desorientierte Menschen sind Patienten in der Psychiatrie. Solche Patienten mag es zwar auch geben, aber viele Patienten sind klar im Kopf, und sind aufgrund von Depressionen, Suizidgedanken, Suchterkrankungen, akuten Krisen, Persönlichkeitsstörungen oder Traumata dort. Auch Fixierungen und Zwangsmedikationen kommen in den meisten Psychiatrien kaum noch, und wenn dann nur als letzte Möglichkeit vor.

Was auch helfen kann: Gibt es Gründe die fürs Leben sprechen? Wenn ihr diese Gründe nicht mehr sehen könnt, kann es für den Moment auch schon ausreichen sich zu überlegen, was gegen den Suizid spricht: Habt ihr Freunde oder Verwandte? Wollt ihr wirklich, dass sie um euch trauern müssen? Habt ihr irgendwelche Ziele, Träume oder Wünsche ans Leben (gehabt)? Noch einmal Achterbahn fahren, eine Familie gründen, nach China reisen usw.

Und wenn das alles nichts hilft: Ihr müsst die Entscheidung nicht sofort treffen. Der Tod rennt euch nicht davon, ihr könnt euch immer noch morgen oder in zwei Wochen oder in einem Jahr umbringen. Gebt euch die Zeit, und wenns nur ein oder zwei Tage sind. Schlaft nochmal drüber. Trefft keine vorschnellen Entscheidungen aus dem Affekt heraus. Zu leben oder zu sterben ist die wichtigste und essentielle Entscheidung, die ihr in eurem Leben je treffen könnt, sie verdient es, dass man sich Zeit nimmt über sie gründlich nachzudenken.


Fazit: Habt ihr Suizidgedanken? Geratet nicht in Panik, macht euch keine Selbstvorwürfe, sucht euch Hilfe und redet darüber. Denkt darüber nach was gegen einen Suizid sprechen könnte, und trefft keine vorschnellen Entscheidungen. Im akuten Notfall: Fahrt zur nächsten Psychiatrie.


Für Angehörige: Nehmt Suizidgedanken ernst, fragt ggf. direkt nach Suizidgedanken, verurteilt nicht, gebt dem Betroffenen das Gefühl für ihn da zu sein, hört zu, achtet auf eure eigenen Grenzen, und im akuten Notfall wählt die 110. Weitere Tipps für Angehörige: http://femipression.blogspot.de/2014/08/dos-and-donts-im-umgang-mit.html

Ist der "Freitod" wirklich so frei?

Gestern hat sich der amerikanische Schauspieler Robin Wiliams das Leben genommen. Er hatte Depressionen und war alkoholkrank. Mein Newsfeed ist voll mit „RIP“ und Artikeln über ihn und über Depressionen und Suizid. Ich habe bisher weitesgehend vermieden Kommentare unter diesen Artikeln zu lesen (wir wissen ja alle wie das mit Internet-Kommentaren und Trollen ist). Aber ich kann mir gut vorstellen, dass der ein oder andere „Selbstmord ist eine so egoistische Entscheidung“-Kommentar dabei ist.
Ist es das? Ist es egoistisch? Und noch wichtiger: Ist es wirklich eine (freie) Entscheidung?

Für den Akt sich selbst zu töten gibt’s es mehrere Begriffe, die bekanntesten sind Selbstmord, Freitod und Suizid. Ersteres wird heutzutage weitesgehend vermieden, weil der Begriff „Mord“ eine sehr negative Konnotation hat und impliziert, dass man jemanden anderen auf die schlimmste und aggressivste Weiste verletzt. Mord gilt als das schlimmst mögliche Verbrechen (man könnte jetzt argumentieren sexuelle Gewalt/Kindesmissbrauch sei ein noch schlimmeres Verbrechen, aber darum geht’s jetzt in diesem Artikel nicht). Jemand der sich selbst umbringt, ist kein schlimmer Verbrecher, „Selbstmörder“ und Mörder sind zwei sehr unterschiedliche Paar Schuhe.

Mein liebe Tante Wiki, sagt zum Begriff Freitod: „Diese Bezeichnung geht davon aus, dass sich ein Mensch im Vollbewusstsein seines Geistes und selbstbestimmt „zur rechten Zeit“ tötet“

Ist das so? Ist man im Vollbewusstsein seines Geistes und wirklich selbstbestimmt, wenn man an Depressionen oder anderen psychischen Erkrankungen leidet (denn 90% aller Suizidtoten litten an einer psychischen Erkrankung)?
Ich sage: Nein, ist man nicht. Suizid (der sowohl von mir als auch von der Wissenschaft präferierte Begriff) ist keine freie Entscheidung. Sowohl beim Tod von Andreas Biermann als auch jetzt bei Robin Williams habe ich folgende Formulierung gelesen: „Er ist seiner Krankheit erlegen“. Die Formulierung find ich interessant und in gewisser Weise auch sehr passend.

Depressionen sind wie die Dementoren bei Harry Potter: Es wird einem die Seele ausgesaugt, man spürt kein Glück und keine Freude mehr, die ganze Welt ist in grau- und schwarztönen gefärbt. Entweder man ist emotional tot und spürt gar keine Gefühle mehr (kein schöner Zustand) oder man ist andauernd einer Vielzahl schlimmer, negativer Emotionen ausgesetzt. Man spürt einen ständigen, unertragbaren Schmerz. Auch sonst gelingt nichts mehr im Leben: Man ist zu antriebslos um einfachste Aufgaben (wie duschen oder einkaufen) zu erfüllen, man liegt nur noch im Bett, viele haben Schlafstörungen oder Probleme mit dem Appetit, und auch die Gedanken drehen sich andauernd nur noch darum was alles schlecht im Leben war oder ist.
Schwere Depressionen sind ein unerträglicher Zustand. Die meisten (schwer) Depressiven kommen irgendwann an einen Punkt an dem sie all das einfach nicht mehr aushalten können. Der Punkt an dem der Schmerz zu schlimm wird, an dem man nicht mehr klar denken kann, an dem man einfach nur noch will, dass alles aufhört. Aushalten ist nicht immer eine freie Entscheidung, wenn es zu schlimm wird, gibt es die Option Aushalten einfach nicht mehr.
Dazu kommt, dass ein Symptom von Depressionen auch Hoffnungslosigkeit ist. Während man in der Depression ist, ist man überzeugt, dass es nie wieder besser werden kann. So zu denken, ist Symptom der Krankheit. Wenn man also denkt, dass man den Rest seines Lebens diese Höllenqualen aushalten muss, dann ist es naheliegend, dass Suizid oft nur noch die einzig mögliche Option/Lösung scheint.
„Es gibt für alles eine Lösung“ können nur Menschen denken, die nicht in der Hoffnungslosigkeit und der schweren Depression gefangen sind.

Auch ich kenne sowohl Suizidgedanken, als auch die daraus folgenden Handlungen. Es ist ein Kampf. Man ist ständig hin- und hergerissen, gefangen in der Ambivalenz: Auf der einen Seite steht der Überlebenstrieb (der ganz schön stark sein kann, auch wenn man ihn gar nicht haben will) und andere mögliche Gründe die gegen Suizid sprechen (z.B. der Gedanke an trauerende Angehörige). Auf der anderen Seite ist der extreme Wunsch dass das unerträgliche Leid endlich vorbei ist, die Kraftlosigkeit, die Hoffnungslosigkeit. Diese Ambivalenz kann zwar lebensrettend sein, ist aber in dem Moment selbst furchtbar: Man fühlt sich zwischen den Welten gefangen, man kann nicht sterben aber auch nicht leben.

Trotz der einen immer begleitenden Ambivalenz, gibt es Momente in denen die eine Seite Überhand nimmt: Wo der Schmerz zu groß wird, der Wunsch nach Ruhe so stark, dass man nicht mehr klar denken kann, und nur noch die einzige Lösung sehen kann: Den Suizid. Irgendwann ist man die ständige Qual leid, und tut das was die einzige Option zu sein scheint.
Wenn man keine anderen Entscheidungsmöglichkeiten mehr sieht, dann ist der Suizid alles Andere als eine freie Entscheidung.

Der „Freitod“ ist einer der unfreisten Sachen, die man machen kann. Robin Williams hat sich nicht für den „Freitod“entschieden, er ist seiner Krankheit erlegen.

Monday, August 11, 2014

Wieso ein Blog zu den Themen Feminismus und psychische Erkrankungen?

Ich wurde jetzt zweimal, von zwei verschiedenen Personen, gefragt, wieso ich einen Blog für zwei so unterschiedliche Themen wie psychische Erkrankungen und Feminismus mache, und nicht stattdessen zwei unterschiedliche Blogs, die sich jeweils mit einem Thema beschäftigen.
Zunächst einmal bin ich 1. zu faul um zwei Blogs zu betreiben (bin ja auch noch ziemliche Bloganfängerin, und für den Moment reicht mir erstmal ein Blog). 2. Geht es bei meinem Blog ja nicht nur um diese beiden Themen. Ich würde gerne auch noch andere interessante Themen wie z.B. Rassismus, Diskriminierung und Homophobie ansprechen (wobei das ja auch alles Themen sind, die in den Feminismus mit einfließen). Sicherlich liegt mein Schwerpunkt im Blog aber bei den Themen Feminismus, Frauenrechte, rape culture, und psychische Erkrankungen.
Wieso also gerade die zwei Themen? Ganz einfach, weil sie mich am meisten interessieren. Wie ich zum Feminismus kam, erkläre ich bereits in diesem Blogpost: http://femipression.blogspot.de/2014/08/mein-verstandnis-von-feminismus-und-wie.html . Was psychische Erkrankungen betrifft: Ich habe mich schon immer für Psychologie interessiert, wieso kann ich noch nicht mal so genau begründen. Dazu kam, dass immer mehr Menschen in meinem persönlichen Umfeld psychisch erkrankten. Später kam dann meine eigene Depression dazu, die sicherich mein Interesse nochmal gesteigert hat.
Mein Blog wird bisher von mir alleine betrieben, und ist für mich eine Möglichkeit Aufklärung über die Themen zu betreiben, die ich als wichtig empfinde. Außerdem orientiere ich mich auch ein bisschen an anderen Blogs, wie z.B. kleinerdrei, die auch mehrere verschiedene Themen behandeln.
Zudem denke ich, dass es niemandem schaden kann, sich mit so wichtigen Themen wie Feminismus, sexuelle Gewalt, und psychische Erkrankungen zu beschäftigen. Feministen die meinen Blog lesen, können gerne sich gerne auch zum Thema psychische Erkrankungen informieren, und Menschen die eher an psychischen Erkrankungen interessiert sind, können auch noch etwas zum Thema Feminismus dazu lernen. Und sollte jemand sich für ein bestimmten Post so gar nicht interessieren, muss er oder sie den ja nicht lesen.


Damit, dass ich mich schwerpunktmäßig mit den beiden Themen Feminismus und psychischen Erkrankungen beschäftige, möchte ich nicht sagen, dass sie in irgendeiner Weise zusammen hängen (wobei ich persönlich ja den Eindruck habe, dass oft engagierte Menschen, diejenigen sind die besonders anfällig für psychische Erkrankungen sind. Aber das ist nur eine persönliche Wahrnehmung, für die ich keine wissenschaftlichen Studien als Beleg habe).
Ich habe mich nur deswegen für diese beiden Schwerpunkte entschieden, weil sie mich wie gesagt persönlich am Meisten interessieren.

Die gesellschaftliche Wahrnehmung von Schwäche und dem „Opfer“-Begriff

Eine Schwäche ist entweder eine fehlende körperliche Kraft, eine körperliche Unterlegenheit einem Menschen oder einer Sache gegenüber, oder eine charakterliche Eigenschaft die man als unvollkommen oder verbesserungswürdig ansieht. Jeder Mensch hat Schwächen. Sie gehören genauso zu uns, wie unsere Stärken.
Wenn doch jeder Mensch Schwächen hat, wieso fällt es uns oft so schwer uns selbst oder vorallem anderen gegenüber sich diese Schwächen einzugestehen? Wieso hat das Wort „Schwäche“ so eine negative Konnotation, wenn es doch eigentlich eine ganz natürliche Eigenschaft ist, sowohl Schwächen als auch Stärken zu haben?
Ist es das perfektionistische Bedürfnis, keine Unvollkommenheit zu haben? Ist es der gesellschaftliche Leistungsdruck der uns suggeriert, dass wir alles immer richtig machen müssen, dass wir in allem gut sein müssen? Oft wird Schwäche nicht als neutrales „das kann ich noch nicht so gut“ verstanden, sondern als grundlegender Fehler der Persönlichkeit gewertet. Niemand hat ein Problem damit zu sagen „chinesisch kann ich nicht“, aber charakterliche oder persönlichere Schwächen scheinen verpöhnt. Könnte man Schwäche nicht auch als etwas neutrales sehen, dass man genauso wie die chinesische Sprache einfach noch nicht gelernt hat? Wer das Alphabet nie gelernt hat, kann auch nicht Harry Potter lesen. Wir würden aber doch auch nicht auf den Gedanken kommen einem kleinen Kind vorzuwerfen, dass es nicht Harry Potter lesen kann. Sicherlich gibt es die Möglichkeit das Lesen noch zu lernen. Genauso gibt es bei vielen (nicht allen) Schwächen die Möglichkeit sie zu verändern, und das Ungerlernte sich noch anzueignen. Aber bevor wir es lernen können, geht dem erstmal die Schwäche (die man verändern möchte oder auch nicht) voraus.
Wieso hat Schwäche also so einen schlechten Ruf? Wieso kann man nicht einfach sagen „hey das hier ist etwas, das kann ich noch nicht so gut (genauso wie chinesisch sprechen)“. Ist es neben dem ständigen Bedürfnis zur Perfektion vielleicht auch die Angst davor sich verletzbar machen zu können? Nach dem Motto: Wenn ich zu meinen Schwächen stehe, zeige ich meinem Gegenüber einen möglichen Angriffspunkt.

Für viele Menschen, stellt das Opfer-sein eine Schwäche da. Sicherlich ist man in Situationen, in denen man zum Opfer wird, oft schwächer (und sei es nur eine körperliche Unterlegenheit) als der Angreifer. Ist diese Tatsache aber denn etwas, was man dem Opfer vorwerfen könnte?
Tante Wiki erklärt den Begriff Opfer wie folgt: „Drittens hat „Opfer“ auch ein semantisches Feld, in dem es darum geht, dass jemand durch jemanden oder durch etwas Schaden erleidet oder umkommt, etwa das „Opfer“ eines Verkehrsunfalls oder einer Lawine wird, oder dass Menschen „Opfer des Faschismus“ oder eines anderen gewalttätigen Regimes werden.“
Wenn mich jemand angreift und dabei psychisch und/oder körperlich verletzt, dann ist doch die Beschreibung, dass ich Schaden erlitten habe, durchaus treffend. In welcher Weise sagt die Beschreibung, dass ich Schaden erlitten habe, irgendwas über meine Persönlichkeit aus? Wie kommt es dazu, dass so viele Menschen bei dem Begriff „Opfer“ in Abwehrhaltung geraten oder es sogar als Beschimpfung benutzen? Wenn jemand sich dazu entschließt mir Schaden zu zufügen, dann sagt das doch nichts über mich, sondern eher was über ihn aus. Trotzdem hör ich den Begriff „Täter“ nie als Schimpfwort, das Wort „Opfer“ hingegen schon.
Ich weiß, dass viele Opfer das Wort „Betroffene“ vorziehen, und ich versuche mich auch weitesgehend danach zu richten (auch wenn mir noch immer mal wieder das Wort „Opfer“ rausrutscht). Opfer impliziert, dass ich in einer Situation die passive Leidempfängerin war, dass ich keine Kontrolle oder Macht über die Situation hatte. Diese Vorstellung der Kontroll- und Machtlosigkeit ist für viele unertragbar, daher scheint es einfacher zu sagen, man sei „betroffen“ gewesen. Dazu kommt die gesellschaftliche Wahrnehmung und Wertung des Opferbegriffs. Aber auch hier, genauso wie bei manch anderen absurden „Beleidigungen“ (z.B. behindert, schwul, Mädchen, krank usw.), seh ich das Problem nicht in dem Begriff an sich, sondern darin wie die Gesellschaft mit dem Begriff umgeht und ihm umwertet. Opfer ist erstmal eine neutrale Beschreibung für eine Situation in der man durch jemanden oder etwas Schaden erlitten hat. Da die Gesellschaft aber so eine Angst vor Schwäche hat, bzw. davor sich in irgendeiner Form verletzbar zu machen, ist der Begriff zu einem Schimpfwort verkommen.
Dass ich in einer Situation zum Opfer geworden bin, sagt nichts über meinen Charakter aus. Ich muss nicht mein ganzes Leben lang machtlos bleiben, und zum Opfer geworden zu sein, definiert mich und mein Wesen auch nicht.

Gerade im Bezug zu sexuellen Belästigungen oder feministischen Themen im Allgemeinen (sehr gut beobachtbar gewesen während der Sexismusdebatte letztes Jahr), muss frau sich oft anhören „ihr macht doch alle Frauen zu Opfern“ oder „macht dich nicht selbst zum Opfer“. Gerade den letzten Satz empfinde ich als sehr ignorant und verhöhnend. Man kann sich schon per Defnition nicht selbst zum Opfer machen. Und überhaupt, wieso sollte das jemand wollen? Niemand ist gerne Opfer. Opfer-sein bedeutet Machtlosigkeit, fehlende Kontrolle über eine Situation, und einen erlittenen Schaden. Dazu kommt die gesellschaftliche Stigmatiserung von Opfern. Wieso sollte sich das irgendjemand freiwillig aussuchen? Das macht absolut keinen Sinn.



Wir müssen weg kommen von dem Gedanken, es sei beschämend Opfer zu sein oder Schwächen zu haben/zeigen. Jeder Mensch hat Schwächen, das ist ganz natürlich und keine Wertung über den Charakter eines Menschen.
Einen Schaden zu erleiden, also in einer Situation ein Opfer zu sein, sagt nichts, aber auch gar nichts über den Charakter eines Menschen aus. Dass ich einer Aktion ausgesetzt war, definiert mich nicht, sondern sagt nur was über den Akteur aus. Es gibt keinen Grund, sich dafür zu schämen zum Opfer geworden zu sein.

Wednesday, August 6, 2014

Psychische Erkrankungen: Das kleine femipresstische ABC

Falls euch weitere, wichtige Begriffe einfallen, sagt mir gerne bescheid. Dieser Post wird ständig erweitert.


Begriffe im Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen




Depressionen: Depressionen sind eine psychische, affektive Erkrankung. Depressionen äußern sich häufig durch Symptome wie Niedergeschlagenheit (und/oder komplette Gefühlslosigkeit), Antriebslosigkeit die soweit gehen kann, dass man noch nicht mal einfachsten alltäglichen Aktivitäten wie kochen oder duschen nach gehen kann, Freudlosigkeit, Interessenlosigkeit, Hoffnungslosigkeit, ständige Ermüdbarkeit/Erschöpfungsgefühl, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, sozialer Rückzug, Grübelzwang, verstärkte Reizempfindlichkeit, innere Unruhe/Anspannung, Suizidgedanken, Selbstzweifel und Schuldgefühle. Auch Folgeerkrankungen wie Süchte, Selbstverletzung oder körperliche Erkrankung/Schmerzen treten oft in Folge einer Depression auf.


Selbstverletzendes Verhalten (SVV): Sich selbst bewusst Schmerzen zu zufügen. Motive dafür können sein: Selbsthass und damit verbundenes Bedürfnis sich selbst zu bestrafen, Gefühlsleere und der Wunsch durch die Verletzung wieder etwas zu spüren, Spannungsabbau uvm. Entgegen weit verbreiteten Vorstellungen tritt SVV nicht nur bei Borderlinern, sondern auch bei anderen psychischen Erkrankungen wie z.B. Depressionen oder PTBS (Posttraumatischer Belastungsstörung) auf.


Verschiedene Klinikformen: Es gibt offene und geschlossene Psychiatriestationen. Geschlossene Psychiatriestationen sind oft Akutstationen, auf denen Menschen die einen besonderen Schutz benötigen, aufgenommen werden. Zusätzlich gibt es noch psychosomatische und psychotherapeutische Kliniken. Der Grundgedanke hinter psychosomatischen Kliniken ist ein Behandlungsangebot für Menschen die entweder durch psychische Probleme ausgelöste körperliche Erkrankungen haben, oder deren psychische Erkrankungen durch vorhergehende körperliche Erkrankungen ausgelöst wurden. In der Praxis werden in psychosomatischen Kliniken aber auch Menschen mit reiner psychischer Erkrankung, ohne körperliche Symptome aufgenommen. Psychosomatische Kliniken, Psychotherapeutische Kliniken und Rehakliniken bieten oft mehr Therapieangebote an und sind für intensive therapeutische Behandlungen oft effektiver. Allerdings ist die Wartezeit für einen Platz in so einer Klinik oft auch länger, während gerade in der geschlossenen Psychiatrie Patienten jederzeit im Akutfall sofort aufgenommen werden. In vielen Kliniken gibt es nochmal verschiede störungsspezifische Stationen.


Psychologe/Psychiater/Psychotherapeut: Psychologe ist der Übergriff für alle Fachkräfte, die psychische Erkrankungen behandeln. Psychiater haben Medizin studiert und sind hauptsächlich für eine medikamentöse Behandlung von psychisch Kranken zuständig. Psychotherapeuten haben meist Psychologie studiert (wobei man auch nach einem abgeschlossenen Medizinstudium eine Facharztausbildung zum „Facharzt für Psychotherapie“ machen kann). Sie sind für die psychotherapeutische Behandlung zuständig. Sofern sie keine zusätzliche Ausbildung zum Psychiater haben, können sie keine Medikamente verschreiben.


PsychKG: PsychKG beinhaltet eine Reihe von Gesetzen, die die Behandlung und Rechte von psychisch Kranken zum Inhalt haben. Der Schwerpunkt liegt bei der juristischen Handhabung von Zwangseinweisungen in die Psychiatrie (Zwangseinweisungen sind nur erlaubt, wenn akute Eigen- oder Fremdgefährung besteht, also z.B. im Falle akuter Suizidalität). Ferner geregelt sind aber auch die Richtlinien zu Zwangsbehandlungen und die Befugnisse von Polizei, Ordnungsämtern, sozialpsychiatrischen Diensten, und gesetzlichen Betreuern.


Psychotherapie: Wikipediaeintrag: „Psychotherapie (von griechisch ψυχή psychḗ ‚Atem, Hauch, Seele‘ und θεραπεύειν therapeúein ‚pflegen, sorgen‘) ist das gezielte Behandeln einer psychischen Störung oder psychischer Folgen körperlicher Erkrankungen mit Hilfe verbaler Interventionen oder übender Verfahren auf der Grundlage einer therapeutischen Arbeitsbeziehung.“


Psychopharmaka: Psychopharmaka sind eine Reihe von Medikamenten, die Auswirkungen auf die Psyche haben. Sie werden zur Verbesserung von Symptomen (nicht zur Heilung) psychischer Erkrankungen verwendet. Beispiele für Psychopharmaka sind Antidepressiva (werden zur Behandlung von Depressionen eingesetzt und können u.a. stimmungsaufhellend, antriebssteigernd und/oder beruhigend wirken), Neuroleptika (wird hauptsächlich zur Behandlung von Psychosen, manchmal aber auch bei anderen Krankheitsbildern eingesetzt), und Benzodiazepine (werden nicht regelmäßig verabreicht, sondern nur zur Krisenintervention z.B. zur Beruhigung bei akuter Unruhe oder Panik). Neuroleptika und Antidepressiva machen nicht abhängig, Benzodiazepine hingegen können sehr schnell, schon nach zwei bis drei Wochen täglicher Einnahme, zu einer starken Abhängigkeit führen.


ICD/DSM: Sowohl der ICD als auch DSM sind Diagnoseklassifikationssyteme der Medizin. Dort werden Krankheiten mit Symtpomen und Diagnosekriterien aufgelistet. Der ICD beinhaltet sowohl körperliche als auch psychische Erkrankungen und ist die internationale Leitlinie der WHO. Der ICD wird immer wieder nach neustem medizinischen Erkenntnisstand überarbeitet, die aktuellste Version ist der ICD-10. Der DSM ist die amerikanische Version, die sich ausschließlich mit psychischen Erkrankungen befasst. Auch der DSM wird regelmäßig überarbeitet, in USA ist die momentan gültige, aktuellste Version der DSM-V (in Deutschland wird oft noch der DSM-IV benutzt).


Feminismus: Das kleine femipresstische ABC

 Falls euch weitere, wichtige Begriffe einfallen, sagt mir gerne bescheid. Dieser Post wird ständig erweitert.


Begriffe aus dem feministischen Kontext



Victim-blaming: Dem Opfer (insbesondere in Fällen von sexueller Gewalt) Schuld geben für die Tat. Beispiele für Victim-blaming können sein „Wenn sie einen kurzen Rock trägt/zu viel trinkt/flirtet, ist sie selbst schuld, wenn sie vergewaltigt wird“. Victim-blaming ist gesellschaftlich extrem verbreitet, (fast) jede Betroffene hat solche Kommentare schon mal hören müssen. Victim-blaming ist nicht nur faktisch falsch (Opfer von sexueller Gewalt sind nienienie niemals selber schuld!), sondern kann zu massiven psychischen Schäden wie z.B. Retraumatisierung bis hin zum Suizid beim Opfer führen.


Vergewaltigungsmythen: Weitverbreitete Falschvorstellungen, zum Tathergang von Vergewaltigung, zu Tätern oder Opfern. Z.B. die Vorstellung, dass die meisten Täter fremde Triebtäter sind, während in Wirklichkeit sich in über 80% der Fälle Täter und Opfer kennen. Siehe Faktencheck Vergewaltigungsmythen: http://femipression.blogspot.de/2014/08/faktencheck-vergewaltigungsmythen.html


Rape Culture: Wikipediaeintrag: „Rape Culture (engl. rape = Vergewaltigung und culture = Kultur) bezeichnet Kulturen oder Gesellschaften, in denen sexuelle Gewalt und Vergewaltigung verbreitet sind und weitgehend toleriert oder geduldet werden. Damit einher gehen die Verharmlosung solcher Taten, die Beschuldigung der Opfer und die Herabsetzung Betroffener oder potentieller Opfer zu Sexualobjekten.“ Hinzufügen würde ich noch die Tatsache, dass in solchen Gesellschaften (also auch in unserer), Vergewaltigung ein quasi straffreies Verbrechen ist. Eine sehr gute Erklärung dazu was rape culture ist gibt es hier (auf englisch): http://femipression.blogspot.de/2014/07/what-is-rape-culture.html


LGBTI: LGBTI steht für „lesbian, gay, bisexual, transgender and intersexuals“ und ist somit eine Bezeichnung für eine Gemeinschaft von Menschen, die entweder nicht heterosexuell und/oder nicht cis-sexuell sind. Es gibt noch zahlreiche andere, ähnliche Abkürzungen: http://de.wikipedia.org/wiki/LGBT#.E2.80.9EQueer.E2.80.9C-Baukasten


Cisgender: Cisgender ist das Gegenteil von Transgender und eine Bezeichnung für alle Menschen, deren biologisches Geschlecht mit ihrer Geschlechtsidentität übereinstimmt (also z.B. eine geborene Frau, die sich auch als Frau fühlt).


TERF/Transphobie: Transphobie oder auch Transfeindlichkeit bezeichnet die Diskriminierung von Transsexuellen Menschen. TERF = Trans exclusionary radical feminism und bezeichnet eine Gruppe an "FeministInnen" die transphob sind.


Intersektionalität/Mehrfachdiskriminierung: Intersektionale Ansätze gehen davon, dass eine Form von Unterdrückung oder Diskriminierung (also z.B. Sexismus oder Rassimus) nicht alleine stehen sondern mehrere Formen von Unterdrückung/Diskriminierung inneneinander und zusammen wirken. Man könne daher auch nicht nur eine Form von Diskriminierung angucken und dabei anderen Formen gegenüber komplett blind sein. Mehrfachdiskriminierung bedeutet, dass eine Person mehr als einer Form von Diskriminierung ausgesetzt ist. So kann eine lesbische, schwarze, behinderte Transfrau z.B. Homophobie, Sexismus, Rassimus, Ableismus und Transphobie/Cis-Sexismus erleben.


MRAs/Maskulinisten: MRA =  Men's Rights Activist. Die Männerrechtsbewegung ist in den 70er Jahren zunächst aus dem Feminismus heraus entstanden und war zu Beginn auch noch pro-feministisch geprägt. Davon ist mittlerweile nichts mehr übrig geblieben. Die heutigen MRAs sind frauenfeindlich, antifeministisch, meist auch homophob und verbringen den Großteil ihrer Zeit damit antifeministische Falschvorstellungen zu verbreiten, feministische Seiten und Onlineartikel vollzutrollen und Drohungen an Feministinnen und Gender Wissenschaftlerinnen zu verschicken. Sie sehen weiße, heterosexuelle Cis-Männer oft als die unterdrückteste Gruppe an Menschen.


Slut-shaming: Frauen dafür zu beleidigen, verurteilen und diskriminieren, dass sie One-Night-Stands bzw. wechselnde Sexualpartner haben. Ob die Frau tatsächlich promiskuös lebt oder dies nur über sie behauptet wird, ist für die Anwendung von slut-shaming irrelevant. Genauso problematisch ist prude-shaming, bei dem Frauen dafür veurteilt werden, dass sie keinen oder „wenig“ Sex haben.




Fat-shaming: Die Diskriminierung, Verurteilung und Beleidigung übergewichtiger Menschen aufgrund ihres Gewichts. Der Begriff „Thin-Shaming“ bezeichnet die Diskriminierung untergewichtiger Menschen aufgrund ihres Gewichts.




Ableism: Die Diskriminierung und Ausgrenzung von Menschen aufgrund einer Behinderung


Lookism: Stereotypisierung bzw. Diskriminierung aufgrund von Aussehen


Slutwalk: Eine weltweite Protestbewegung, die sich gegen victim-blaming und rape culture wendet. Ausgelöst wurde sie als Reaaktion zu den Aussagen eines kanadischen Polizisten, der bei einer Veranstaltung in Toronto meinte Frauen sollen sich nicht wie Schlampen kleiden, um nicht Opfer einer Vergewaltigung zu werden


Enthusiastic consent: Grundlage sind die Sätze „no means no“ und „yes means yes“ im Bezug auf sexuelles Einvernehmen. Enthusiastic consent ist die Forderung, dass man nur Sex haben sollte mit Menschen, die mit erkennbarer Lust/enthusiastisch am Sex beteiligt sind. Wenn man z.B. mit einer Frau schläft, die nur regungslos daliegt, hat man nicht ihren enthusiastischen Konsens (ein ausführlicherer Blogpost zu dem Thema ist in Planung).



Equal Pay Day: Wikipediaeintrag: „Der Equal Pay Day (EPD), der internationale Aktionstag für Entgeltgleichheit zwischen Männern und Frauen, macht auf den bestehenden Gender Wage Gap aufmerksam und wird in zahlreichen Ländern an unterschiedlichen Tagen begangen. Der Aktionstag in Deutschland markiert symbolisch die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen in Arbeitszeit: der absolute Euro-Wert der durchschnittlichen Entgeltdifferenz von 22 % soll einem Zeitraum von 80 Kalendertagen entsprechen“.

Mein Verständnis von Feminismus und wie ich dazu kam

Sollte euch der Text zu lang sein, und solltet ihr euch eher für meine Definition von Feminismus interessieren und weniger dafür wie ich zum Feminismus gekommen bin, könnt ihr auch runterscrollen zum fünften Absatz, der anfängt mit "So viel zu der Frage".



Bevor ich anfing mich für den Feminismus zu interessieren, hatte ich immer die Ansicht der heutige Feminismus sei total überholt und übertrieben. Klar, früher wär Feminismus vielleicht mal ganz gut und notwendig gewesen, aber heutzutage seien wir doch gleichberechtigt und bräuchten wir das alles nicht mehr. Außerdem hatte ich auch das Klischee von aggressiven, männerfeindlichen Frauen, die uns alle gleich machen wollen und sowohl die Exitenz von Gentlemen als auch Hausfrauen komplett auslöschen wollen, vor Augen. Ich persönlich stehe auf Gentlemen, rote Rosen, aufgehaltene Türen, und finde ein bisschen Beschützerinstinkt sexy. Ich dachte meine Vorstellung eines Traummanns bzw. einer für mich guten Beziehung würde den Vorstellungen des Feminismus wider sprechen. Und außerdem habe ich wie gesagt, die Notwendigkeit von Feminismus damals nicht gesehen.


Angefangen hat bei mir alles durch die Slutwalkbewegung. 2011 hat ein Polizist bei einer Univeranstaltung in Toronto gesagt, dass Frauen sich nicht wie Schlampen kleiden sollten um nicht Opfer von Vergewaltigungen zu werden. Diese Aussage ist sowohl faktisch falsch, da Kleidung in keinem Zusammenhang mit sexueller Gewalt steht (bei sexueller Gewalt geht es nicht um Sex an sich, sondern um Macht und Kontrolle über einen anderen Menschen. Für die Machtausübung ist es vollkommen wuppe, was das Opfer für Klamotten trägt). Außerdem ist die Aussage Teil von victim-blaming und rape culture.
Die Slutwalks sind weltweite Demonstration, die als Auslöser die Aussage des genannten Polizisten hatten, sich aber generell gegen Vergewaltigungsmythen, victim-blaming, rape culture, Sexismus und slut-shaming richten. Ich wusste noch nicht allzuviel über Themen wie rape culture und Feminismus, aber ich wusste, dass Aussagen wie die des Polizisten falsch sind. Daher entschied ich mich auch beim Slutwalk 2011 teilzunehmen.


Der Slutwalk war der Auslöser, dass ich anfing mich mehr mit dem Thema sexuelle Gewalt zu beschäftigen. Ein bisschen was zu dem Thema wusste ich schon aus meinem Interesse für Psychologie heraus, aber gerade die gesellschaftlichen, juristischen und politischen Dimensionen in Bezug auf das Thema, waren mir größtenteils noch unbekannt. Früher dachte ich ja auch mal, dass Vergewaltigungsopfern nach der Tat eine Welle von uneingeschränkter Solidarität und Unterstützung entgegen kommen würde...ja, ich weiß, so naiv war ich mal.
Ich fing an mich über den Begriff „rape culture“ zu informieren (dieser Artikel war einer meiner ersten und besten Informationsquellen: http://www.shakesville.com/2009/10/rape-culture-101.html ). Umso mehr ich zu dem Thema lies, desto mehr wurden mir die Augen geöffnet. Ein riesengroßer Berg von Ungerechtigkeit wurde plötzlich sichtbar, für den ich vorher blind gewesen war.


Vom Thema „rape culture“ und sexuelle Gewalt ist der Sprung zum Feminismus an sich, dann auch nicht mehr weit. Ich fing an mich mehr über Feminismus zu informieren, und auch hier jagte ein Aha-Moment den nächsten. Eine Bekannte sagte mal, anzufangen sich mit dem Thema Feminismus zu beschäftigen, ist wie bei Matrix die rote Pille zu nehmen (oder ist es die blaue Pille? Hab den Film nie gesehen). Man sieht plötzlich die Realität so wie sie wirklich nicht, und kann nicht mehr zu dem Ort zurück gehen wo man die Wirklichkeit noch nicht gesehen hat – einmal gesehenes kann nicht mehr ungesehen gemacht werden. Ähnlich ging es mir beim Feminismus, und ich gebe zu, ich hatte auch immer wieder Zeiten in denen ich mir wünschte, ich hätte mir die scheiß Realität nie näher angeguckt (weggucken und in einer Illusion leben, kann manchmal einfacher/angenehmer sein als sich der ungerechten Wirklichkeit zu stellen).


So viel zu der Frage, wie ich zum Feminismus gekommen bin. Nun dazu, was ich unter dem Begriff Feminismus verstehe. Feminismus ist eine Bewegung, die sich für die Gleichberechtigung aller Menschen, unabhängig von ihrem Geschlecht, ihrer sexueller Orientierung oder anderer Merkmale, einsetzt. Außerdem kämpft der Feminismus gegen Diskriminierung, Patriarchat und Unterdrückung.
Mit Gleichberechtigung ist nicht Gleichmachung gemeint. Wir fordern nicht, dass absofort alle Männer Röcke tragen müssen, und dass kein Mann mehr einer Frau die Tür aufhalten darf. Die Schlüsselbegriffe sind „Entscheidungsfreiheit“ und „freie Entfaltungsmöglichkeiten“.
Wenn ich mich nun also dazu entscheiden sollte, später mal Hausfrau werden zu wollen, dann ist das meine freie Entscheidung und vollkommen leigitim. Wichtig ist nur, dass ich die Möglichkeit habe frei zwischen Hausfrauendasein und Karriere zu entscheiden.


Dem Feminismus geht es nicht nur um Frauen. Es geht auch um die Rechte von Männern und Trans*. Manch einer sagt, dass man die Bewegung dann lieber Humanismus oder Egilitarismus nennen sollte. Das seh ich anders: Zum Einen besteht die feministische Bewegung schon seit Jahrzehnten und diesem Begriff und hat sich mit den Namen etabliert. Zum Anderen lag und teilweise liegt auch noch ein gewisser Schwerpunkt sicherlich auf den Frauen, da sie immer noch mehr strukturelle Unterdrückung und Diskriminierung erfahren, als Männer. Aber wie gesagt, es geht nicht ausschließlich nur um Frauen.


Um das ganze mal ein bisschen zu konkretisieren, hier ein paar Beispielthemen mit denen sich der Feminismus beschäftigt:
  • Sexuelle Gewalt und rape culture
  • Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen (siehe: equal pay day)
  • Objektifizierung von Menschen, insbesondere von Frauen
  • Frauen in Führungspositionen
  • Vereinbarkeit von Familie und Karriere
  • Homophobie
  • Geschlechterrollen und die Wahrnehmung von „Weiblichkeit“ und „Männlichkeit“ in der Gesellschaft („Richtige Frauen“ müssen sich soundso verhalten, und „richtige Männer“ mussen sich soundso verhalten)
  • Ausgrenzung und Diskriminierung von Menschen aufgrund ihres Geschlechts
  • Sexismus
  • Und gerade in USA: der republikanische „War on Women“ und reproductive Health


EDIT: In diesem Post bin ich noch nicht auf intersektionelle, feministische Ansätze eingegangen. Plane dazu noch einen weiteren Post. Kurzfassung: Eine Form von Unterdrückung/Diskriminierung (also z.B. Sexismus) kann meiner Meinung nach nur funktionieren, wenn man auch andere Diskriminierungsformen (also z.B. Rassimus oder Transphobie) nicht komplett außer Acht lässt. Das gilt für den Feminismus genauso wie für andere soziale Bewegung wie z.B. die Anti-Rassimus-Bewegung. Mein Verständnis von Feminismus schließt also den Kampf gegen Rassismus, Homophobie, Transphobie, Ableismus und weiteren Diskriminierungsformen/Unterdrückungsmechanismen mit ein.

Political correctness und mein persönlicher Sprachgebrauch

Dieser Post wird wahrscheinlich sowohl bei einigen Feministen, als auch Antifeministen anecken. Das nehm ich in Kauf, und erklär euch trotzdem mal meine Sichtweise zu political correctness und meinen Sprachgebrauch.




Wikipedia:
„In der ursprünglichen Bedeutung bezeichnet der englische Begriff politically correct die Zustimmung zur Idee, dass Ausdrücke und Handlungen vermieden werden sollten, die Gruppen von Menschen kränken oder beleidigen können (etwa bezogen auf Geschlecht oder Rasse)“
[…]
„Auch im Deutschen kann politische Korrektheit einen Sprachgebrauch beschreiben, der durch eine besondere Sensibilisierung gegenüber Minderheiten gekennzeichnet ist und sich der Anti-Diskriminierung verpflichtet fühlt.“


Ich finde gegenseitigen Respekt, welcher beeinhaltet andere Menschen nicht (mutwillig) zu verletzen wichtig. Zusätzlich bin ich gegen jede Form der Diskriminierung. Daher find ich das Konzept der political correctness prinzipiell auch erstmal richtig. Es kann nie schaden, ein Bewusstsein für die Bedürfnisse von Minderheiten, und für anti-disrkiminierendes Verhalten zu schaffen.


Allerdings gehöre ich auch nicht zu denjenigen, die sich ganz extrem überall für eine politisch korrekte Sprache einsetzen. Klar, dass man manche offensichtlich beleidigende Begriffe, wie z.B. „Neger“ aus dem eingenen Sprachgebrauch eliminiert, sollte sich eigentlich von selbst verstehen.
Von diesen ganz klaren Beleidigungen mal abgesehen, stehe ich dazu, dass ich vielleicht nicht immer nur Bezeichnungen benutze, die alle eingeschränkt als die politisch korrekteste Variante wahrnehmen würden. Ich habe für mich festgestellt, dass ich mich beim Reden oder Schreiben leichter auf die mir wichtigen Inhalte konzentrieren kann, wenn ich nicht ständig darüber nachdenken muss ob die von mir benutzten Begrifflichkeiten von irgendjemand falsch verstanden werden könnten. Ich verstehe, wieso manche Menschen (insbesondere im Rahmen politischer Bewegung wie Feminismus und/oder Anti-Rassismus-Bewegung) einen politisch korrekten Sprachgebrauch als wichtig empfinden. Ich kann es schon nachvollziehen, wenn man gewisse Herrschaftsstrukturen auch im Sprachgebrauch befürchtet. Ich finde so Aktionen, wie die Einführung des generischen Femininums an bestimmten Universitäten, durchaus interessant.
Ich für mich persönlich habe allerdings festgestellt, dass Sprache nicht der Schwerpunkt meiner feministischen und anti-rassistischen Interessen ist. Mir ist es wichtiger, meinen Fokus komplett auf die mir wichtigen Inhalte (also z.B. sexuelle Gewalt) zu richten, als mir übermäßig Gedanken über Begrifflichkeiten zu machen. So werdet ihr beim Lesen meines Blogs auch feststellen, dass ich durchaus auch mal den generischen Maskulinum benutze. Auf der anderen Seite verwende ich auch schon mal das generische Femininum (z.B. wenn ich von Betroffenen von sexueller Gewalt spreche). Sowohl bei der Benutzung des generischen Maskulinums, als auch beim generischen Feminimum meine ich immer sowohl Frauen, Männer auch als trans*. Es ist für mich einfach leichter zu Formulieren, wenn ich dabei nicht gendern muss.
Weitere Beispiele sind die Begriffe „Kindesmissbrauch“, „schwarz“ (als Beschreibung von Hautfarbe) oder „sexuelle vs. sexualisierte Gewalt“. Ich verstehe wieso Menschen mit dem Begriff „Kindesmissbrauch“ ein Problem haben, da er indirekt impliziert man könne Kinder „gebrauchen“. Dennoch ist das Wort im deutschen Sprachgebrauch mittlerweile so etabliert, dass jeder weiß, was ich meine, wenn ich von „Kindesmissbrauch“ spreche.


Ich finde es dennoch wichtig respektvoll miteinander umzugehen, und auch beim Sprachgebrauch auf die Stimmen der Betroffenen zu hören. Mir hat z.B. mal ein gehörloser Mann gesagt, dass er den Begriff „taub“ als diskriminierend empfindet und daher lieber als „gehörlos“ bezeichnet werden möchte. Ab da habe ich, wenn es um ihn ging oder wenn ich mit ihm gesprochen habe, nur noch den Begriff „gehörlos“ verwendet. Sicherlich gibt es auch innerhalb von Betroffenengruppen oder bestimmten Minderheiten verschiedene Meinungen zu präferierten Begriffen. Daher werde ich z.B. das Wort „taub“ auch nicht komplett aus meinem Sprachgebrauch streichen, sondern versuchen darauf zu achten, was mein Gegenüber gerne möchte.
Der eine möchte lieber als „Afroamerikaner“, der andere lieber als „schwarz“ bezeichnet werden. Ich verwende in der Regel das Wort „schwarz“, sollte mir allerdings ein schwarzer Mensch sagen, dass er ein anderes Wort präferiert, würde ich „schwarz“ im Umgang mit ihm auch durch das jeweils andere Wort ersetzen.


Wichtig ist Respekt, Empathie und Wohlwollen meinen Mitmenschen gegenüber. Wichtig ist zuhören und auf die Bedürfnisse von Betroffenen soweit wie möglich eingehen. Das Konzept „politische Korrektheit“ hat durchaus seine Berechtigung und Wichtigkeit.
Dennoch werdet ihr bei mir, mehr Fokus auf Inhalte, und weniger auf Begrifflichkeiten finden.




P.S. Auch auf Gramatik und Rechtschreibung lege ich nur bedingt wert. Ich gebe zu, ich bin einfach zu faul mir meine Texte nach dem Schreiben nochmal durchzulesen. Wer allerdings grobe Fehler findet, darf mir das gerne sagen und ich korrigiere das dann.

Monday, August 4, 2014

Dos and Donts im Umgang mit Depressiven/Suizidalen

Wikipedia: "Die Depression ist die am häufigsten auftretende psychische Erkrankung. Das deutsche Bundesgesundheitsministerium schätzt, dass in Deutschland vier Millionen Menschen von einer Depression betroffen sind und dass gut zehn Millionen Menschen bis zum 65. Lebensjahr eine Depression erlitten haben."
Vier bzw. zehn Millionen sind verdammt viele Menschen. Die Wahrscheinlichkeit in seinem Freundes-, Bekannten- oder Verwandschaftskreis Menschen zu haben, die von Depressionen betroffen sind, ist demnach sehr hoch. Da (fast) alle Depressiven, als Symtpom an irgendeinem Punkt Suizidgedanken entwickeln, kann es lebensrettend sein, zu Wissen, was Depressionen sind, wie man Depressiven/Suizidalen evtl. helfen kann, und welche Aussagen und Verhaltensweisen eher nicht so angesagt sind.

Depressionen äußern sich häufig durch Symptome wie Niedergeschlagenheit (und/oder komplette Gefühlslosigkeit), Antriebslosigkeit die soweit gehen kann, dass man noch nicht mal einfachsten alltäglichen Aktivitäten wie kochen oder duschen nach gehen kann, Freudlosigkeit, Interessenlosigkeit, Hoffnungslosigkeit, ständige Ermüdbarkeit/Erschöpfungsgefühl, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, sozialer Rückzug, Grübelzwang, verstärkte Reizempfindlichkeit, innere Unruhe/Anspannung, Suizidgedanken, Selbstzweifel und Schuldgefühle. Auch Folgeerkrankungen wie Süchte, Selbstverletzung oder körperliche Erkrankung/Schmerzen treten oft in Folge einer Depression auf.




Hifreiche Aussagen und Verhaltensweisen im Umgang mit Depressiven/Suizidalen:


 - Zuhören
- Verständnis entgegen bringen
- Fragen: "Was würde dir jetzt gut tun? Wie kann ich dich unterstützen?"
- Den Betroffenen ernst nehmen
- Wenn erwünscht, den Betroffenen bei der suche nach Therapeuten/Psychiatern/Kliniken unterstützen
- Wenn er in der Klinik ist und es erwünscht ist, ihn dort besuchen
- Betroffene ziehen sich oft zurück und haben Schwierigkeiten ihre sozialen Kontakte aufrecht zu erhalten. Trotzdem am Ball bleiben und sich immer wieder bei ihnen melden
- Sich über die Krankheit Depressionen und über Suizidalität informieren
- Ggf. sich mit anderen Angehörigen austauschen (gibt auch Selbsthilfegruppen für Angehörige)
- Die Depression als eine Krankheit, für die der Betroffene nichts kann, aktzeptieren
- Auf seine eigenen Grenzen achten
 - Verstehen und anerkenn, dass man Depressionen in den meisten Fällen nicht von außen sehen kann. Den meisten Depressiven sieht man ihre Krankheit nicht an. Sie können nach außen lachen und sogar fröhlich erscheinen, während sie innerlich todunglücklich und verzweifelt sind
- Im absoluten Notfall, wenn Suizidgedanken zu akut/gefährlich werden (aber auch nur dann), kann eine Zwangseinweisung in die Psychiatrie in Erwägung gezogen werden



Eher schädigende Aussagen und Verhaltensweisen im Umgang mit Depressiven/Suizidalen:

-  Dem Betroffenen Vorwürfe machen (z.B. "du bist einfach nur faul/undiszipliniert"). Er kann nichts für seine Erkrankung und eine Depression kann ähnlich lähmend sein, wie eine körperliche Lähmung
- "Streng dich doch mal an", "du gibst dir ja auch gar keine Mühe", "du lässt dich nur fallen" (wer würde sowas zu einem Krebskranken sagen?)
- Ein Werturteil über jemanden aufgrund seiner Erkrankung zu treffen, also z.B. davon ausgehen, dass psychisch krank gleichbedeutend ist mit "verrückt"
. Davon ausgehen, dass eine Depression sich immer bei jedem und zu jedem Zeitpunkt gleich äußert
- Jemanden zur Therapie zwingen (Außnahme: In akuten, lebensbedrohlichen Notsituationen kann eine Zwangseinweisung in die Psychiatrie durchaus gerechtfertig und lebensrettend sein)
- Jemandem der Suizidgedanken äußert oder andeutet nicht zu glauben bzw. davon auszugehen er würde nur nach Aufmersamkeit suchen. Entgegen dem weit-verbreiteten Mythos, dass diejenigen dies wirklich machen wollen nicht darüber reden würden, kündigen 8 von 10 Suizidalen den Suizid vorher (direkt oder indirekt) an. Suizidankündigungen oder entsprechende Andeutungen sind daher immer sehr ernst zu nehmen
- "Ach so schlimm ist das doch alles nicht", "du musst auch die positiven Dinge sehen und nicht immer nur rumjammern"



Weitere Infos auch hier: http://www.depressionen-verstehen.de/angehoerige/ratschlaege_fuer_angehoerige/index.jsp

Faktencheck: Vergewaltigungsmythen

Zum Thema sexuelle Gewalt herrschen in der Gesellschaft noch viele falsche Vorstellung vor (= Vergewaltigungsmythen). Hier ein paar beliebte Mythen im Vergleich zur Realität.



"Die meisten Täter sind Fremde"
Richtig: In über 80% der Fälle kennen Täter und Opfer sich schon vor der Tat. Sexuelle Gewalt kann auch innerhalb einer Beziehung oder Ehe passieren.




"Täter sind immer psychisch gestörte Triebtäter"
Richtig: Die meisten Täter sind allen Diagnosekriterien nach psychisch gesund. Sie wissen genau was sie tun (auch wenn sie es sich oft nach der Tat schön reden).




"Aufreizende Kleidung führt zu Vergewaltigungen"
Richtig: Bei sexueller Gewalt geht es vordergründig nicht um den Sex an sich. Den Tätern geht es um Macht und Kontrolle über einen anderen Menschen. Daher ist es ihnen auch egal was die Person, über die sie Macht ausüben für Klamotten trägt.




"Wer (zu viel) Alkohol trinkt, ist selbst schuld, wenn er vergewaltigt wird"
Richtig: Das Opfer ist nienienienienie nie selbst Schuld. Jeder Mensch hat das Recht dazu sich zu kleiden wie er will, zu flirten und Alkohol zu trinken, ohne sexuelle Gewalt befürchten zu müssen. Jemand der die Grenzen eines anderen Menschens nicht beachtet und dem Einvernehmen egal ist, der wird diese Grenzen missachten, egal ob sein Opfer betrunken oder nüchtern ist.




"Wenn man sexuelle Handlungen nicht möchte, kann man sich immer wehren"
Richtig: Bei Angriffen und Übergriffen reagiert der Mensch entweder durch "flight, fight or freeze" (= Kämpfen/wehren, flüchten oder erstarren). In den allermeisten Fällen kann man sich nicht aussuchen, wie man in der Situation selbst reagiert (sonst würde sich wohl kein Mensch für "erstarren" entscheiden). Bedrohliche, überfordernde und/oder potentiell traumatische Situationen führen zu psychischen/emotionalen Reaktionen wie z.B. Schockstarre, die nicht steuerbar und vom rationalen Denken komplett losgelöst sind. Sexuelle Übergriffe sind vergleichbar mit anderen (lebens-)bedrohlichen Situationen wie z.B. Massenpaniken oder Raubüberfall. Niemand kann im vorhinein wissen, wie er bei einer Massenpanik oder einem Raubüberfall reagieren würde. Auch, dass man in einer ähnlichen Situation in der Vergangenheit eine bestimmte Reaktion gezeigt hat, heißt nicht dass man bei der nächsten Situation genauso reagieren würde - jede Situation ist anders.
Zum Schock hinzu kommt, dass Betroffene oft Angst haben den Täter durch Gegenwehr zu provozieren, sodass seine Gewalt womöglich noch schlimmer ausfällt.


"Nur Menschen mit bestimmten Merkmalen (soziale Schichtszugehörigkeit, Geschlecht, Herkunft, äußerliche Merkmale, Alter) werden zu Opfern, Menschen mit anderen Merkmalen sind sicher"
Richtig: Es stimmt sicherlich, dass manche Menschen statistisch gesehen gefährdeter sind (z.B. junge Frauen, Behinderte, und Transsexuelle). Falsch ist jedoch, dass nur diese Menschen gefährdet sind. Senioren werden genauso vergewaltigt wie Kleinkinder. Männer können auch vergewaltigt werden. Und auch Menschen, die nicht dem gängigen Schönheitsideal entsprechen, sind betroffen von sexueller Gewalt.
Für die Täter gilt übrigens das gleiche: Auch wenn z.B. Männer statistisch gesehen wesentlich häufiger zu Tätern werden, kann jeder Mensch, unabhängig von Geschlecht, Alter, Herkunft, psychischem Gesundheitszustand, oder sozialem Status, zum Täter werden.


"Man sollte jede Vergewaltigung anzeigen und Anzeigen führen immer zu einem fairen Verfahren und sensiblem Umgang mit den Betroffenen von Seiten der Polizei und Juristen"
Richtig: Ein ehemaliger Oberstaatsanwalt hat mal in einer Talkshow gesagt, dass er seiner Tochter im Falle einer Vergewaltigung von einer Anzeige abraten würde. Ich würde nicht soweit gehen, jeder Betroffenen von einer Anzeige abzuraten, aber man muss sich gut überlegen, ob man stabil genug für eine Anzeige ist. Betroffene, die die Tat anzeigen werden immer und immer wieder detailiert zur Tat befragt und fühlen sich durch solche Befragung oft in die Situation zurück versetzt. Zusätzlich kommen oft sehr intime Fragen zur eigenen Person, und Fragen die Vorwürfe (victim-blaming) implizieren. Auch sind die meisten Polizisten und Juristen nicht im Bereich sensibler Umgang mit Betroffenen geschult. All dies kann zur Retraumatisierung führen.
Auch die momentane Gesetzeslage und angewandte Rechtsprechung sind stark verbesserungsbedürftig. Nach der aktuellen Gesetzeslage ist es nur dann sexuelle Gewalt, wenn massive körperliche Gewalt eingesetzt wurde, oder das Opfer sich in einer "schutzlosen Lage" befand (in der Realität wird in den allerwenigsten Fällen eine Situation als "schutzlose Lage" juristisch anerkannt). Zusätzlich muss dem Täter komplett bewusst gewesen sein, dass er gegen den Willen des Opfers handelt (Standardausrede "ich wusste nicht, dass sies nicht wollte"). Von allen angezeigten Sexualstraftaten, kommt es nur in 8,4% der Fälle zu einer Verurteilung.
Ich will keine anzeigewilligen Betroffenen von einer Anzeige abhalten oder ihnen Angst machen. In manchen Fällen kann eine Anzeige durchaus einen psychischen Nutzen für die Betroffene haben. Anzeigen oder nicht-anzeigen ist allerdings eine sehr persönliche Entscheidung, und man sollte die Entscheidung eines Betroffenen immer aktzeptieren. Wer überlegt anzuzeigen, oder sich bereits dafür entschieden hat, sollte sich aufjedenfall bei Beratungstellen wie dem Frauennotruf oder Wildwasser informieren, und sich einen Opferanwalt suchen.


"Männer können nicht vergewaltigt werden"
Richtig: Jede/r kann vergewaltigt werden (auch wenn es natürlich statistisch gesehen Frauen wesentlich häufiger passiert. Die Statistik hilft aber dem individuellen männlichen Betroffenen nicht weiter). Eine Erektion ist kein Einvernehmen. Erektion oder Orgasmen sind rein körperliche, automatische Reaktionen zu Stimulation, sind aber vollkommen losgelöst vom mentalen wollen oder nicht-wollen. Eine Vergewaltigung ist für einen Mann genauso schlimm und traumatisierend wie für eine Frau.



"Es ist nur dann sexuelle Gewalt, wenn es zu Penis-in-Vagina-Pentration kommt"
 Richtig: Als Vergewaltigung zählt jede Form von Penetration ohne Einvernehmen, d.h. auch anal, oral, durch ein Objekt oder mit den Fingern. Nicht-penetrative Formen von nicht-einvernehmlichen sexuellen Handlungen zählen als sexuelle Nötigung. Sexuelle Nötigungen beinhalten z.B. nicht-penetrativen Oralverkehr, oder genitale Stimulation durch die Hand (also sowohl wenn man dazu genötigt wird Berührungen zu empfangen, als auch Berührungen auszuführen).
Ob es eine vaginale Vergewaltigung, eine andere Form von Vergewaltigung, oder eine sexuelle Nötigung war, sagt nichts über den Grad der Traumatisierung des Opfers aus. Sexuelle Gewalt ist immer schlimm, und kann immer zu massiven Verletzungen und Traumata führen.
Übrigens, auch wenn sexuelle Belästigung keine direkte sexuelle Gewalt ist, ist auch diese und ihre Folgen nicht zu unterschätzen.


"Jeder der ein Kind missbraucht, ist pädophil und alle Pädophile missbrauchen Kinder"
Richtig: Viele der Menschen, die Kinder missbrauchen sind nicht pädophil. Wie bereits gesagt, geht es bei sexueller Gewalt meistens nicht um den Sex an sich, sondern eher um die Macht und Kontrolle die der Täter über das Opfer ausüben kann. Da Kinder besonders hilflos und schutzlos sind, haben Täter oft das Gefühl, über sie noch mehr Macht ausüben zu können, als bei Erwachsenen. Man muss sich nicht prinzipiell zu Kindern sexuell angezogen fühlen, um von dieser zusätzlichen Machtebene angeturnt zu sein.
Pädophilie ist zunächst einmal eine Neigung, für die der Pädophile nichts kann. Vorwürfe kann man dem Pädophilen erst dann machen, wenn er seiner Neigung Handlungen folgen lässt. Es gibt mittlerweile einige Therapieangebote für Pädophile (z.B. "Kein Täter werden"). Jeder hat die Möglichkeit zu entscheiden, ob er sich lieber Hilfe suchen oder lieber das Leben eines anderen Menschen zerstören möchte.


"Wenn jemand nicht eindeutig 'nein' sagt, bedeutet das, dass man sein Einvernehmen hat"
Richtig: Das Ausbleiben eines "neins" ist nicht automatisch ein "ja". Es gibt viele Gründe, wieso ein Mensch nicht in der Lage ist nein zu sagen, wie z.B. eine Schockstarre, Überforderung, überrumpelt von der Situation sein, Angst uvm. Weinen, erstarren, "vielleicht später", "ich weiß nicht", Hand wegschieben, sich weg drehen, sich nicht bewegen sind alle als "nein" zu verstehen. Zusätzlich gibt es Situationen, in denen man nicht in der Lage ist, eine freiwillige Entscheidung zu treffen: Wenn man stark betrunken ist, wenn man unter starkem Drogeneinfluß steht, wenn man schläft, oder ein Kind ist, kann man kein Einverständnis/Einvernehmen geben. Mit Menschen die so oder ähnlich "beeinträchtigt" sind Sex zu haben, ist eine Vergewaltigung.
Please google: Enthusiastic consent (werde dazu irgendwann wahrscheinlich auch nochmal einen Blogpost schreiben).


"Wenn sie nein sagt, meint sie ja"
Richtig: Nein ist nein, ja ist ja. Wer aus einem "nein" in seinem Kopf ein "ja" macht, oder eine Person so lange drängt bis sie nachgibt, ist ein Vergewaltiger.



"Wer A sagt muss auch B sagen"
Richtig: Man kann sexuelle Handlungen/Sex jederzeit abbrechen. Was sich in einem Moment noch gut angefühlt hat, kann einem im nächsten Moment unangenehm sein. Man hat jederzeit das Recht dazu frei über seinen Körper und was mit ihm geschieht zu Verfügung. Man kann jederzeit "stopp" sagen, und der Partner muss dann sofort abbrechen. Wer gegen den Willen des Partners weiter macht, ist ein Vergewaltiger. Nicht-einvernehmliche sexuelle Handlungen sind immer sexuelle Gewalt, egal ob man mit der Person schon mal Sex hatte, oder ob man währenddessen nicht mehr will.


"Viele Frauen behaupten nur sie seien vergewaltigt worden um sich an jemandem zu rächen oder ihm eins reinzuwürgen"
Richtig: Die Prozentzahl an Falschbeschuldigungen von angezeigten Sexualstraftaten, liegt genauso wie bei anderen Straftaten, bei etwa 3%. Wenn ein Mensch sagt, dass er sexuelle Gewalt erfahren hat, kann man ihn schon mal rein statistisch gesehen ruhig einen Vertrauensvorschuss geben. Abgesehen davon, dass die psychischen Folgen für Betroffene die zu unrecht als "FalschbeschuldigerIn" bezeichnet werden, immens sind. 


Dos and Donts im Umgang mit Betroffenen sexueller Gewalt

Wenn jede vierte bis siebte Frau (die Zahlen gehen ein wenig außereinander, aber sie sind in dem Spektrum zu finden) und auch ausreichend Männer (hierzu finden nicht so leicht Zahlen) Betroffene von sexueller Gewalt sind, dann hat wahrscheinlich jeder von uns im Freundes- und Verwandschaftskreis mehrere Betroffene - ob man es weiß oder nicht. Daher ist es auch wichtig, dass wir uns überlegen, wie wir reagieren könnten oder sollten, falls sich eine Betroffene an uns wendet. Durch "falsche", verletzende Reaktionen kann man bei Betroffenen einen immensen psychischen Schaden auslösen, der bis zur Retraumatisierung (= erneute Traumatisierung) und Suizidalität führen kann. Ihr braucht jetzt natürlich deswegen nicht in ständige Panik zu verfallen, dass eure Aussagen evtl. jemand in den Suizid treiben könnten. Jemanden ausversehen zu triggern, kann man nie ganz ausschließen, aber man kann auf sein Verhalten und seine Aussagen achten, und damit die Betroffenen sehr stärken und zusätzliche Verletzungen entgehen.
Diese Liste besteht nur aus einer Auswahl an Punkten, die mir spontan wichtig erschienen, sie kann aber gerne durch Kommentare ergänzt werden.



Hifreiche Aussagen und Verhaltensweisen im Umgang mit Betroffenen:


- Zuhören
- Fragen: "Was kann ich für dich tun? Was würde dir jetzt gut tun?"
- "Ich glaube dir."
- "Du bist nicht Schuld."
- "Ich bin für dich da, wenn du mich brauchst."
- Die Betroffene im eigenen Tempo erzählen lassen
- Vor Umarmungen oder ähnlichen Berührungen: Fragen, ob man die Person berühren darf (falls die Betroffene kein Problem hat mit körperlicher Nähe, können Umarmungen ganz toll und beruhigend sein)
- Auf die eigenen Grenzen achten
- Bei bereits beendeter Beziehungsgewalt: Besser "Wie hast du es geschafft, ihn zu verlassen?" anstatt "wieso bist du nicht früher gegangen?"
- In Partnerschaften und Sex: Besonders drauf achten, dass die Betroffene sich beim Sex immer wohl fühlt. Wenn sie abwesend oder verstört aussieht oder man sich nicht sicher ist, pausieren und nachfragen. Immer wieder der Betroffenen das Gefühl geben, dass sie sicher ist, dass man ihre Grenzen respektiert und dass sie Kontrolle über das Geschehene hat. Respektieren, wenn ihr gewisse sexuelle Dinge oder die gesamte Sexualität schwer fallen und sie nicht dazu drängen/überreden irgendwas zu tun
- Sich über die möglichen psychologischen Folgen von sexueller Gewalt informieren (z.B. wissen was "Trigger" und "Flashbacks" sind)
- Sich über Vergewatigungsmythen und rape culture informieren
- Verstehen, dass sexuelle Gewalt immer schlimm ist und zur massiver Traumatisierung führen kann. Wissen, dass Betroffene nicht "einfach so" schnell mal drüber hinweg kommen können. Sexuelle Gewalt kann zu einer Jahre- oder Jahrzehntelangen Traumatisierung führen, und 100%ig "drüber hinweg" kommen Betroffene meist ihr Leben lang nicht (auch wenn es besser wird und man lernen kann damit zu leben)
- Verständnis für Verhaltensweisen von Betroffenen, die auf den ersten Blick rational gesehen schwer verständlich oder paradox erscheinen mögen: It's a normal reaction to an abnormal stressor.
- Die Verantwortung und Schuld für die Tat, ganz klar beim Täter suchen und immer wieder sagen, dass nur er schuld ist



Eher schädigende Aussagen und Verhaltensweisen im Umgang mit Betroffenen:

- Schuldvorwürfe/victim-blaming
- Fragen danach, was die Betroffene falsch gemacht haben könnte (eigene "schwierige" Verhaltensweisen im Zusammenhang mit sexueller Gewalt sind Betroffenen sowieso schon sehr bewusst und der Fokus auf ihnen verstärkt die ohnehin schon vorhandenen Schuldgefühle)
- "Wieso hast du dich nicht (mehrr) gewehrt? Wieso hast du diesunddas getan, anstatt jenes?"
- Der Betroffenen nicht glauben
- Entschuldigungen für den Täter suchen
- Die Betroffene zum Reden drängen/Ihn oder sie dazu drängen Details zu erzählen
- Zu Therapie oder Anzeige drängen. Eine erfolgreiche Therapie kann nur dann stattfinden, wenn der Betroffene stabil genug dafür ist und es von selbst will. Anzeigen sind nicht immer nur hilfreich, sondern können auch oft zur Retraumatisierung führen
- "Du warst feucht/hattest eine Erektion oder einen Orgasmus, dann heißt das, dass du es auch wolltest" (Der menschliche Körper reagiert automatisch auf Stimulation, unabhängig davon ob man es möchte oder nicht. Sexuelle Erregung ist kein Einvernehmen)
- "Sei doch froh, dass dich mal jemand ran lässt (besonders wenn der Täter attraktiv war)"
- "Bist du sicher, dass du es nicht vielleicht doch wolltest?"
- Das Geschehene klein reden/minimisieren, indem man z.B. sagt "so schlimm war es doch gar nicht", "stell dich doch nicht so an", "es hätte noch schlimmer kommen können". Nur der/die Betroffene kann beurteilen, was sich schlimm angefühlt hat. Übrigens benötigt ein Übergriff keine Penetration oder körperliche Gewalt um verletzend oder gar traumatisierend zu sein
- Vorwürfe für aus dem Trauma heraus resultierende Verhaltensweisen bei Betroffenen wie z.B.: Mit dem Täter in einer Beziehung bleiben, Promiskuität oder Enthalsamkeit, nicht darüber sprechen zu können usw.
- "Es gehören immer zwei dazu" (besonders beliebt bei Beziehungsgewalt, aber auch da gibt es nur einen Täter und ein Opfer)
- Vergewaltigungswitze

Thursday, July 24, 2014

The day the laughter stopped

Trigger Warning!!

A "game" to understand rape better.

http://hypnoticowl.com/theday/play/

Stigmatisierung psychisch Kranker


Laut Wikipedia bedeutet Stigmatisierung:

„Unter Stigmatisierung wird in der Soziologie ein Prozess verstanden, durch den Individuen bestimmte andere Individuen in eine bestimmte Kategorie von Positionsinhabern einordnen,
  • durch Zuschreibung von Merkmalen und Eigenschaften, die diskreditierbar sind;
  • durch Diskreditierung von Merkmalen und Eigenschaften, die diskreditierbar sind;
  • durch Diskreditierung bereits vorhandener, sichtbarer Merkmale und Eigenschaften.
Wenn eine Person oder eine Gruppe von Personen von anderen durch gesellschaftlich oder gruppenspezifisch negativ bewertete Merkmale charakterisiert werden, werden sie dadurch in sozialer Hinsicht diskriminiert.
Ein Stigma (griechisch στíγμα für Stich, Wundmal) ist eine unerwünschte Andersheit gegenüber dem, was wir erwartet hätten. Ein Stigma ist eine Verallgemeinerung einer spezifischen Handlung oder Eigenheit einer Person auf deren Gesamtcharakter“



Stigmatisierung von psychisch Kranken bedeutet also, dass man sie aufgrund ihrer Krankheit als Person diskreditiert, diskriminiert und aufgrund der Krankheit ein Urteil über den Gesamtcharakter des Betroffenen fällt.



Andreas Biermann, ein professioneller Fußballspieler (früher bei St.Pauli), hat sich vor einigen Tagen aufgrund seiner Depressionen umgebracht. Er litt seit zehn Jahren an Depressionen. Nach dem Tod von Robert Enke, hieß es in der Öffentlichkeit oft, dass Fußballer und andere Erkrankten auch in der Öffentlichkeit über ihre Krankheit sprechen sollten, dass wir das Stigma und das Schweigen bei Depressionen durchbrechen müssten. Andreas Biermann hat das befolgt und sich kurz nach Enkes Tod auch in der Öffentlichkeit zu seinen Depressionen und vorigen Suizidversuchen bekannt. Im Nachhinein hat er sein „Outing“ bereut, weil er dadurch arbeitslos wurde. „"Den Fußballer Biermann könnten wir gut gebrauchen, aber als Depressiver ist er ein zu großes Risiko", bekam sein Berater während der Vereinssuche oft zu hören." (http://www.sport1.de/de/fussball/artikel_924345.html). Dass ist Stigmatisierung und ist gerade in Anbetracht der nach Enkes Tod geforderten „Offenheit“ heuchlerisch.



Ich persönlich habe meistens gute Reaktionen auf mein „Depressions-Outing“ bekommen. Ich bin allerdings auch nie mit meiner Erkrankung in die Öffentlichkeit gegangen, sondern hab hauptsächlich nur Freunden, näheren Bekannten und Psychologen davon erzählt. Die wenigen nicht-so-hilreichen Reaktionen waren nicht wirklich verurteilend oder stigmatisierend. So wurde mir z.B. sagen, ich sollte einfach mal in den Urlaub fahren, dann wär alles wieder gut oder ich sollte mal zum Friseur gehen, weil wenn ich mich hübsch mache und andere dann positiver auf mich reagieren, dann würds mir auch wieder gut gehen. Oder ich sollte mir ein paar Männer aufreißen, das würde helfen. Und der weit verbreitete Klassiker war „duu depressiv?? Du siehst doch gar nicht depressiv aus“. Doch eine Diskussion hatte ich gerade (und das war wahrscheinlich auch meine Motivation/der Auslöser dafür jetzt diesen Text zu schreiben). In der Diskussion wurde es so dargestellt, als sei es irgendwie beschämend psychisch Krank zu sein, es wurde mit „verrückt“ verglichen und psychisch gesund als „normal“ betrachtet. Es hieß, es sei demütigend jemandem zu sagen er sei psychisch krank und meine Diskussionspartnerin hat so getan als sei „psychisch krank“ eine Beleidigung. Das hat mich gleichermaßen traurig und ärgerlich gemacht.



Auch wenn ich bisher nur in dieser einen Diskussion direkt Stigmatisierung erfahren habe, weiß ich, dass Stigmatisierung von psychisch Kranken ein leider immer noch weit verbreitetes Phänomen ist. Wenn diese auch noch in der Psychiatrie waren, dann wachsen Vorurteile und Stigma ins unermäßliche.



Ich verstehe nicht, wieso gesellschaftlich immer noch so eine große Unterscheidung zwischen körperlichen und psychischen Erkrankungen gemacht wird. Niemand sagt: „Du hast Krebs, dann bist du wohl verrückt“, oder „es ist demütigend/beschämend jemanden als Zuckerkrank zu bezeichnen“, oder „geh mal zum Friseur, dann geht dein Herzinfarkt auch wieder weg“. Niemand schließt von der Tatsache, dass jemand Diabetes hat, auf seinen Charakter. Es gibt sicherlich ein paar wenige psychische Erkrankungen (z.B. bestimmte Persönlichkeitsstörungen), die direkten Einfluß auf die Charaktereigenschaften eines Menschen haben, aber in der Regel sagen psychische Erkrankungen nichts darüber aus, was für ein Mensch der Erkrankte ist. Ja, ich habe Depressionen. Nein, ich bin deswegen kein besserer oder schlechterer Mensch als jemand der psychisch Gesund ist.
Sicherlich spielt es auch eine Rolle, dass die Gesellschaft generell schecht mit vermeintlichen „Schwächen“ umgeht. Auch ein Krebskranker wird auch mit negativen Reaktionen zu seiner Krankheit zu kämpfen haben. Jeder der zugibt krank zu sein, gilt zunächst einmal als „schwach“ und „Schwäche“ ist etwas, dass die meisten Menschen verurteilen und sich nicht eingestehen wollen. Dennoch ist die Stigmatisierung von psychisch Kranken nochmal um einiges stärker, als die von körperlich Kranken. Was macht es für einen Unterschied, ob ich einen Tumor in der Brust oder in der Seele habe? Beides ist schlimm für den Betroffenen, aber beides sagt nichts darüber hinaus was für ein Mensch er oder sie ist.

Ich habe mich für mich entschieden nur meinem näheren Umfeld (und meinen Psychologen/Ärzten o.ä.) von meiner Erkrankung zu erzählen und sie nicht z.B. auf Facebook öffentlich zu machen. Ja, ich gebe zu ich bin vielleicht ein Schisser, aber ich hab einfach keine Lust auf Stigmatisierung, Diskriminierung oder irgendwelchen zukünftigen Arbeitgebern die mich aus diesem Grund nicht einstellen (siehe z.B. Andreas Biermann). Ich unterstütze jedoch jeden, der mutiger ist als ich und auch in der Öffentlichkeit zu etwas steht, wofür er sich nicht schämen brauch.

Im Übrigen gibt es ähnliche Sitgmatisierung auch gegenüber Betroffenen von sexueller Gewalt (auch mit ein Grund, wieso ich meine Erlebnisse nicht öffentlich mache). Auch das ist falsch.
Genauso wie natürlich jede Form von Diskriminierung und Stigmatisierung (z.B. auch gegen Homosexuelle) falsch ist. Aber gut, das alles in diesem Text aufzudröseln, würde wahrscheinlich zu weit führen, daher erstmal der Fokus auf Stigmatisierung von psychisch Kranken.


Ich verstehe nicht, wieso diese Stigmatisierung besteht, wieso Depressive sich mehr verstecken müssen, als Herz-Kranke. Sollte ich mich mal mehr eingelesen haben zu den Gründen hinter dieser Stigmatisierung, und es irgendwann vielleicht besser nachvollziehen können, halte ich euch auf dem Laufenden.

Was ist eure Meinung? Wie kommt es zur Stigmatisierung psychisch Kranker und was kann man dagegen tun?