Wednesday, July 23, 2014

Wir alle spielen Theater

Die Rolle deines Lebens


Man sieht immer nur die äußere Hülle eines Menschen. "Wir alle spielen Theater", sagte einst der Soziologe Erving Goffman.
Diejenigen, deren Rolle auf der Bühne des Lebens sich relativ mit ihrem "wahren Ich" (oder das was sie darunter verstehen, denn was ist schon das "wahre Ich"?) deckt, geben zwar einerseits bei jeder zwischenmenschlicher Begegnung viel von sich preis, werden wenn sie das wünschen aber auch mit ihren Problemen wahr und ernst genommen. Eine Rolle einzustudieren, die der eigenen Persönlichkeit ähnelt ist einfach - kein Kostümwechsel ist erforderlich.
Warum verstehen also so viele von uns unter dem "Leben" das Schauspielengagement ihres Lebens? Darwin würde sagen: "Nur die Harten kommen in Garten". Vielleicht haben wir es nur so gelernt, dass uns nur dann der Applaus des Publikums teil wird, wenn wir jemand anders sind (/vorgeben zu sein). Und welcher Schauspieler wird gern ausgebuht?

Jeder Mensch ist verschieden. Jeder Mensch hat unterschiedliche Zwischenziele im Leben. Doch in einem sind wir uns alle gleich: Wir wollen geliebt, gemocht, aktzeptiert werden und wir wollen alle den darwinistischen Garten erreichen. Wie wir diese Ziele glauben zu erreichen, unterscheidet sich allerdings wieder individuell.

Am Anfang des Weges beginnen wir alle damit in unseren eigenen Schuhen zu laufen. Doch wir werden vom Leben schnell belehrt, ob wir damit weiter kommen, oder ob unser Schuhwerk an auf dem Weg liegenden Ästen stecken bleibt. Oder ums weniger blümerant zu formulieren: Diejenigen unter uns, die Erfolg damit haben "sich selber zu spielen" haben auch keinen Grund irgendwann eine andere Rolle anzunehmen. Doch es gibt auch diejenigen, die vom Leben (bzw. vom Publikum) ausgebuht oder im schlimmsten Fall von der Bühne geworfen werden.
Da es - abgesehen vom Suizid (nochmal ein Thema für sich) - keine Alternative zum Theater des Lebens gibt, lernen wir irgendwann die Rolle anzunehmen, die uns am meisten Erfolg und am wenigsten Verletzungen einbringt. Manch einer treibt das Schauspiel so weit, dass er irgendwann mit der Rolle verschmilzt und schlussendlich gar nicht mehr weiß, wer er eigentlich wirklich ist. Andere widerum haben irgendwo noch ein Gefühl dafür, dass es noch einen anderen Teil in ihnen, als nur ihre Rolle gibt. Insgeheim wünschen sie sich vielleicht, diese längst verborgene Seite an ihnen wieder zum Vorschein zu bringen. Doch "man selbst zu sein" macht verletzlich. Jemand der in seiner Rolle ausgebuht wird, kann einfach zur nächsten Rolle wechseln, doch sich selbst kann man nicht auswechseln.
Eine Rolle zu erlernen ist einfach. Diese wieder abzulegen ist verdammt schwer und erfordert Mut. Die Rolle ist wie ein Pflaster, auf noch nicht verheilten Wunden.


Das Leben ist ein Theater. Wir alle spielen eine Rolle - manche mehr, manche weniger. Die Arbeitszeiten sind hart, die Bezahlung ist schlecht, doch nicht jede Maske lässt sich einfach so ausziehen.

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